MICHAEL HAUFFEN
talk of the town
Kunstraum München, 25.9. – 3.11.2002
Der Kunstraum München, der vorübergehend nur als Koordinationsbüro für Gastspiele in verschiedenen Münchner Museen existierte und dabei seine kritische Energie unter Beweis stellen konnte, hat wieder eigene Ausstellungsräume angemietet. Irgendwo zwischen Laden und Büro rangierend könnten sie vor allem für Projekte geeignet sein, die den Kontakt nach Außen zur urbanen Umwelt und ein konzentriertes Informationsangebot favorisieren.
Jedenfalls zeigt die Eröffnungsausstellung, dass genau das hier auf entspannte Art möglich ist. Die beiden eingeladenen KünstlerInnen entstammen der österreichischen feministischen Videokunstszene und sind in der Ausstellung hers (Steirischer Herbst 2000) erstmals vorgestellt worden. Gemeinsam ist ihnen nicht nur der Ansatz, Frauen aus der Sicht von Frauen zu portraitieren, um damit die nach wie vor herrschende männliche Perspektive zu relativieren, sondern auch der Versuch, den Einfluss heutiger urbaner Verhältnisse auf weibliche Identitäten herauszustellen.
Ganz direkt packt dieses Vorhaben Moira Zoitls Multimediainstallation boomtown – leben und arbeiten im modell an. Vier auf Video dokumentierte Interviews sind in einem Raum arrangiert, auf dessen Boden farbige Teilflächen und ein grüner Berg verschiedene Zonen einer Stadt repräsentieren. Es handelt sich um ein Modell der Industriestadt Wolfsburg, die sich für eine solche analytische Darstellung um so besser eignet, als sie selbst auf dem Reißbrett und in rein funktional orientierter Absicht generiert wurde. Wie viel dabei an alltäglichen Belangen auf der Strecke blieb, zeigt sich vielleicht am deutlichsten an der Situation der dort lebenden Frauen, deren Bedürfnisse aus der Sicht der Planer keine Priorität hatten.
In der ersten von Zoitl behandelten Zone, dem Volkswagenwerk…