Friedemann Malsch
Takako Saito
Galerie Hundertmark, Köln 15.3. – 15.5.1986
Takako Saito gehört zu jenen Künstlerinnen, deren Namen in aller Munde ist, deren Arbeiten jedoch weithin unbekannt bleiben.
Ihr Ruhm gründet sich auf die Zeit ihrer Teilnahme an der FLUXUS-Bewegung 1964-1974. Sie wurde vor allem mit ihren Variationen auf das Schachspiel bekannt, wie sie die große FLUXUS-Retrospektive vor vier Jahren in Wiesbaden noch einmal breit präsentierte: »Frog Music Chess Set«, ein Schachspiel mit Knackfröschen auf Kunstrasen; das Likör- und Weinschachspiel, bei denen die Figuren durch verschiedene Geschmackskomponenten der Alkoholika unterschieden werden konnten, u.a.m.
Das poetisierende Aufbrechen der Ausgangssituation für die gedankliche Strenge des Schachspiels (ein extrem männliches Regelsystem) verallgemeinerte sie in anderen Arbeiten wie dem »Spiel ohne Regeln«, einer großen Magnetplatte an der Wand, auf der verschiedene Objekte des Haushaltslebens (Gurkenglasdeckel, Kronenkorken, Teedosen usw.) haften: der Betrachter/Besucher ist aufgefordert, sich frei spielerisch zu betätigen, seine eigenen Regeln zum Spiel zu finden.
Das Prinzip der Regellosigkeit der Systeme, der Verhaltens-, Wahr-nehmungs- und Interaktionscodices zugunsten der Freilegung von Möglichkeiten der kreativen Entfaltung des einzelnen ist eines der weltanschaulichen Merkmale von FLUXUS. Daß sich Takako Saito noch heute dieser Maxime verpflichtet fühlt, verdeutlichte sie mit einer Aktion zur Eröffnung ihrer Ausstellung bei Hundertmark. Zusammen mit drei jungen Freunden agierte die 1929 geborene Japanerin völlig zwanglos unter den Besuchern. Als dann über Lautsprecher Geräuschmusik von rollenden Murmeln, Rasseln oder Trällern erklang, erstarrten die Akteure augenblicklich in ihrer Bewegung und blieben unbeweglich bis zum Ende der Musik. Danach wurden die Gespräche fortgeführt. Der Vorgang wiederholte sich zweimal, und zum Schluß…