Tagebuch einer Dienstreise
von Klaus Honnef
14. März
LH 408 – Abflug 13.20 in Düsseldorf. Wie immer, wenn ich nach New York fliege, kaufe ich mir einige amerikanische Zeitschriften am Kiosk im Flughafen, um mich gleichsam einzustimmen. Das erste Mal war vor 11 Jahren. Damals noch von Köln. Und ich flog mit ganz anderen Gefühlen als heute. Neugierig, ja – auch gespannt. Noch voller Angst. Im Flugzeug zeigten sie den amerikanischen Reißer “French Connection” von William Friedkin. Eine wilde Geschichte um Heroin und Verbrechen. Kein Film, um meine Angst zu dämpfen. Diesmal zeigen sie einen französischen Film. Claude Sautets,,Eine ganz gewöhnliche Geschichte” mit Romy Schneider. Mir fällt nicht zum ersten Mal auf, mit welcher Intensität und Ausstrahlung diese große Schauspielerin Liebesszenen spielte. Spielte? Ihre Leidenschaftlichkeit überspielt sogar die lausigen Vorführbedingungen im Flugzeug. Ich treffe Mary Boone. Zufall. Ich bin mit ihr in New York verabredet. Sie kommt aus Zürich, wo sie Harry Szeemanns “Hang zum Gesamtkunstwerk” gesehen hat. In Köln hat sie Zwischenstation gemacht; hat Dahn und Dokoupil besucht. Sie bereitet eine Ausstellung mit ihnen in ihrer New Yorker Galerie vor. Früher ging der Weg in die andere Richtung. Deutsche Kunsthändler und Museumskollegen flogen nach New York, um Ausstellungen amerikanischer Künstler vorzubereiten. New York hat jetzt die deutsche Kunst entdeckt. Vorreiter war der deutsche Film. Und natürlich Joseph Beuys. Doch Fassbinder und Syberberg sind inzwischen schon geläufigere Namen. Bei uns gilt die zeitgenössische amerikanische Kunst nicht viel. Die letzten 10 Jahre hätten keinen wichtigen amerikanischen Künstler mehr hervorgebracht, heißt es. Ich war…