Klaus Honnef
Tagebuch
Donnerstag, den 1. Januar
Zuhause schlafen die Menschen den Silvesterrausch aus. Auch ich hin eingenickt, fühle mich etwas strapaziert, obwohl ich mich sehr zurückgehalten habe. Keine drei Stunden Schlaf, dann mußte ich bereits auf dem Perron des Bonner Hauptbahnhofs sein. Ich befinde mich irgendwo zwischen Beirut und Damaskus in einem Lufthansa-Jet. Mit mir sind nur noch fünf Menschen in der Maschine, die Kurs Bagdad hält. Es gibt Sekt für die Passagiere, ein Geschenk der Lufthansa für ihre Kunden zu Neujahr. Eine kleine Flasche für jeden. Doch die Menge der Flaschen reicht aus, die wenigen Reisenden in einen Vollrausch zu versetzen. Unter mir eine riesige Fläche, die von spärlichen Lichtern beleuchtet wird, ein breiter Strom mittendrin, die Maschine fliegt den Flughafen von Bagdad an. Die Bundesregierung hat mich beauftragt. Ich soll eine Ausstellung zeitgenössischer deutscher Grafik im Museum für Moderne Kunst eröffnen und in Zusammenarbeit mit den Offiziellen der Republik Irak die Auswahl für eine Gegenausstellung treffen. Ein würdiger Herr, vor mir in der Reihe, die sich am Zoll staut, wird gefragt, ob er Herr Honnef sei. Er verneint, und ich kann mich vordrängen. Der Kulturattache der deutschen Botschaft, Dr. Dr. Löschner holt mich ab. Mit ihm ist der Direktor des Nationalmuseums gekommen, und der Polizeichef des Flughafens lotst mich und meine Koffer höchstselbst durch die Klippen von Paß- und Zollkontrolle. Ich bin zum ersten Mal in der arabischen Welt. Ob ich ein Bier tränke, die Frage des Museumsdirektors ist es, die wieder eine zumindest gedankliche Verbindung mit zuhause schafft.
Samstag,…