Klaus Honnef
Tagebuch
Es ist 8 Uhr abends. Das Telefon klingelt. Evelyn Weiss ruft an: ‘Ich hole Dich morgen um halb sechs mit dem Taxi ab’, sagt sie. ‘Wozu? ‘, erwidere ich. ‘Wir fliegen nach Washington’, sagt sie. Weshalb um Himmels willen habe ich mir nur eingebildet, wir reisten erst am Donnerstag ab, um die letzten Verhandlungen zur Arrondierung unserer Abteilungen – Fotografie und Malerei – bei der documenta in Kassel zu führen? Weshalb habe ich nicht einmal aufs Ticket geschaut, das ich bereits vor Tagen erhalten habe? Da stehe ich wie einer, der auf der falschen Party sich befindet, ohne Dollars, nichts vorbereitet, außer der Arbeit im Rheinischen Landesmuseum Bonn für die nächsten Tage. Also werden die Vorbereitungen in der Nacht getroffen. Im übrigen hoffe ich, daß Gabi, die unser documenta-Büro übernommen hat, mit dem, was in der Folgezeit auf sie einstürzen wird, keine übergroßen Schwierigkeiten hat. Büro zuhause, Büro im Museum – was will man mehr?
Dienstag, den 22. März
Der Jumbo ist nicht ausgebucht. Der Kummer der Luftverkehrsgesellschaft gerät zum Komfort für die Reisenden. Blake Edwards – wievielter eigentlich? Jedenfalls jüngster – Pink-Panther-Film läuft. Wieder ein Film, der symptomatisch für eine ganz bestimmte Haltung zeitgenössischer Künstler Zeugnis ablegt. In der Malerei beobachte ich das schon seit langem. Stellas und Morleys neueste Bilder sind Beispiele dafür. In Richters Werk klingt sie schon früh an: Es ist die eigentümliche Distanz zum eigenen Metier, zur bislang weitgehend problemlos genutzten Bildsprache. Blake Edwards Film ist gekennzeichnet vom boshaften Vergnügen, die Bildformen und Handlungskonventionen des…