Michael Hübl
Tafelbilder, Tomaten und Transpiration
Nizza hat jetzt auch eine Kunstmesse: Art Jonction International.
Computer-Verbindung mit der Biennale Venedig.
Den beiden Künstlern an den Monitoren stand feuchter Glanz auf der Stirn. Schwül war es in der weitgespannten Betonhalle. Stärker noch trieb freilich der Mangel an Tele-Kommunikation die Transpiration aus den Poren. Immerhin hatte man eine Verbindung nach Venedig hergestellt, um mit der Biennale-Abteilung »Tecnologia e Informatica« Bild-Botschaften auszutauschen. Doch was rüberkam aus den nicht minder schwülen »Corderie del Arsenale«, aus der ehemaligen Seilerei des Arsenals, war eher spärlich. Der flotte Bild- und Ideenaustausch, die künstlerische Ko-Produktion mittels Computer und Telefonverbindung funktionierte nicht so recht. Ein paar Print-outs hinter Plexiglas – das war neben bereits ausgearbeiteten Tafelbildern im Computer-Stil alles, was die Künstler der Gruppe NEO PLUS den Hallenbesuchern von ihrer kybernetischen Kreativität zeigen konnten.
Die Szenerie war gewissermaßen symptomatisch für den Zustand von Frankreichs neu etablierter Kunstmesse namens Art Jonction in Nizza. Symptomatisch war das spürbare Bemühtsein, hart am Wellenkamm der Zeitströmung zu bleiben, das denn doch aller Emphase und allem Engagement zum Trotz wenig mehr als ein dürftiges Ergebnis zeigte. Beim Beispiel NEO PLUS lag der Fehler wohl noch nicht einmal bei den Franzosen! Lange vor Eröffnung der Biennale hatte man mit den Italienern Kontakt aufgenommen, um ein großräumiges Tele-Kunst-Projekt in die Tat umzusetzen: Stationen über den gesamten Globus verteilt, die miteinander Computer-Kommunikation betreiben. Die entsprechenden High-Tech-Hersteller waren bereits stimuliert und der französische Staat hatte sich offenbar auch bereit erklärt, Satelliten-Kapazitäten zu beschaffen, um zu verhindern, daß aus der groß angelegten Computer-Kunst-Aktion…