Vitus H. Weh
Szenen einer Neurose
Beginn der documenta-Gesprächsreihe durch Catherine David
Das Publikum war zahlreich gekommen. Catherine David hatte es angekündigt: Im Wiener Museum für angewandte Kunst wolle sie am 23. November ihre documenta-Gesprächsreihe eröffnen (sehr symbolisch: statt hierarchischer Pressekonferenzen, mit den Künstlern auf einer Podiums-Ebene sitzen). Das Thema des Abends lautete: “Kunst im Abseits?” – Wien sollte das Beispiel sein. Und es hat sich wirklich angestrengt.
Konkret wollte man über die hiesige Kunstszene und das Spannungsfeld zwischen lokalen und globalen Strategien reden. Daß man das dann nicht tat, lag einerseits an der Sprache. Daß aus Rücksicht auf Frau David alle partout englisch parlieren sollten, war stellenweise amüsant, meistens aber katastrophal peinlich. Und dann das Podium: Frau David wußte offensichtlich nicht, auf welches Panikorchester sie sich eingelassen hatte. Unter der Moderation von Robert Fleck durften vier Künstler (Peter Kogler, Elke Krystufek, Gerwald Rockenschaub, Franz West) und ein ehemaliger Galerist (Peter Pakesch) ihr Österreichertum ausleben. Gerwald Rockenschaub outete sich zum wiederholten Mal als verhinderter Popstar und bewarb seine neueste Platte als DJ, Franz West legte Frau David zuerst wärmstens die hiesige “Home-Art” ans Herz – gleichsam als austriakisches Spezifikum – um nach weiterem Klamauk dann doch das Podium lieber ganz zu verlassen, Elke Krystufek gab statt eines Redebeitrags Yoga- und Atemübungen zum besten (“Wenn man es jeden Tag 10 Minuten macht, kann es dein Leben verändern”). Kogler und Pakesch sonnten sich in ihren schmeichelhaften Einführungen durch die Moderation und verhielten sich ruhig.
Ja, und dann war da doch noch Catherine David und die nächste…