Uta M. Reindl
»Sweethearts«
Christina Doll, Katia Kelm, Julia Warr
Galerie Michael Janssen, Köln, 28.1. – 4.3.2000
Schon beim Betreten von “Sweethearts” erklingt der ironische Unterton der Gruppenschau mit drei Künstlerinnen: das Liebeslied “Kommt ein Vogel geflogen” summt heiter aus Lautsprechern, die mitten aus einer surreal anmutenden Knetgummi – Szenerie herausragen und hinter vier Frauenköpfen mit Mikros installiert sind. Die auch aus Plastilin von der Bogomir Ecker-Schülerin Katia Kelm (*1970) karikaturhaft wie ausdrucksstark modellierten Sängerinnen, deren Naturalismus mitunter an Martin Honert denken lässt, stecken förmlich bis zum Hals in einer dunkelbraunen Masse, die sich flach auf dem Boden verteilt. Die vier verschiedenen Ausdrucksformen der gleichen Dame geben sich ausgesprochen leidenschaftlich, mal mit zugekniffenen, mal mit geöffneten Augen, dem Vortrag in “Serenade (Version 2)” – so der Titel der Arbeit – hin.
Die anderen “Sweethearts” sind mit Distanz repräsentiert und von der Amerikanerin Julia Warr (*1959) gemalt wie Medien-Images, stets im plakativen Oberflächen-Grund-Kontrast zwischen Pastell und fast schwarzen Tönen. Die haptisch reizvolle Rasterung auf den Bildflächen erzeugte die Künstlerin durchaus in Anspielung auf die Printmedien dadurch, dass sie die Acrylfarbe auf den mit Gittern ausgelegten Malgrund auftrug. Die Farbflächen ergeben erst bei näherer Betrachtung Frauenporträts: eine posiert sich in Pin-Up-Haltung mit erhobenen Armen, eine andere blickt mit leicht zur Seite geneigtem Kopf kokett aus dem Bild, hat wasserstoff-blondes Haar, trägt zartgelbe Kleidung, die mit dem dunklem Grund kontrastiert.
Spätestens die dritte Teilnehmerin veranschaulicht die Vieldeutigkeit des Ausstellungstitels. Die Kölnerin Christina Doll (*1972) inszeniert kleine, weiße Porzellanfiguren sparsam auf vier hohen weißen Podesten, die sich wie…