Jens Asthoff
Susanne Paesler
Kunsthalle zu Kiel, 5.6. – 29.8.2010
Eine verdienstvolle, eine überfällige Ausstellung: Die Kunsthalle zu Kiel hat der Malerin Susanne Paesler eine museale Überblicksschau ausgerichtet – die erste nach ihrem frühen Tod im Jahr 2006 –?und publizierte auch einen Katalog. Über 60 Gemälde aus 15 Jahren wurden gezeigt, darunter frühe Bilder ab 1991 sowie wichtige späte Arbeiten, insbesondere „o.T.“ (2006) –?das letzte Bild, das Paesler noch vollenden konnte und das heute im Kölner Museum Ludwig hängt. Sie entwickelte in ihrer Malerei einen ganz eigenen Zugang zur Abstraktion, der zunächst über Begriffe wie „Muster“ und „Oberfläche“ zu taxieren wäre. Solche nüchternen Parameter, die mit Traditionslinien von Konkreter Malerei oder Colourfield Painting assoziiert sind, verknüpfte Paesler mit Aspekten des Dekorativen – etwa, indem sie karierte Stoffe als Bildvorlage nutzte. In der Verquickung von reduktionistischer Strenge mit dem Gebrauch von Mode-?oder Deko-Pattern spitzte sie ihre Malerei auf gelenkte Unwägbarkeit zu. Es war auch ein künstlerisches Instrument zur Reflektion einer Malereitradition, in die sich Paesler in kritischer Distanz selbst einreihte. Bereits 1994 stellte sie fest: „Radikaler oder besser: konsequenter werden, heißt für mich, dekorativer zu werden. Ich denke, dass das Dekorative ein Transportmittel für etwas jenseits der Dekoration sein kann, aber ich möchte für meine Arbeit, dass eine Ambivalenz zwischen Beunruhigung und Bestätigung des Gegebenen bestehen bleibt.“
Ab etwa 1991 übersetzte Paesler solche Muster in Malerei: Quilt-Stoffe, Deko-Bezüge oder Glencheck-Sakkos bergen neben ihrer Biederkeit komplexe flächige Verflechtungen und eine für „moderne Malerei“ eher unübliche beige- oder grüntonige Farbigkeit. In diesen Bildern mischen sich widersprüchliche…