Claudia Posca
Susanne Kessler
»Man müßte wieder Tempel bauen
Werke 1984 bis 1994«
Von der Heydt-Museum, Wuppertal, 28.10. – 11.12.1994
Die Werke von Susanne Kessler (geboren 1955 in Wuppertal, lebt und arbeitet in Wuppertal und Rom) sind Ausdruck einer Sehnsucht, dem Leben Mythos und Spiel zurückzugewinnen. Im Medium von Malerei, Zeichnung und Rauminstallation entwerfen ihre Arbeiten eine visionäre, gleichwohl vertraut erscheinende Welt. Dabei geht es Susanne Kessler weder um die Illustration mythologischer Legenden noch um die Erschaffung neuer Götter. Vielmehr zielt ihr Interesse darauf ab, über die Art und Weise der bildnerischen Darstellung Qualitäten wie traumhaft, rituell, magisch, phantastisch, geisterhaft bis hin zum Spielerischen oder auch Festlichen zu entwickeln.
“Man müßte wieder Tempel bauen” lautete der Titel einer Ausstellung im Wuppertaler Von der Heydt-Museum, die im Kontext ausgewählter Bilder, Zeichnungen und Malereibücher vor allem einer großen Arbeit Susanne Kesslers gewidmet war. Es handelte sich dabei um das 1992/93 entstandene “Labyrinth”, eine überlebensgroße, begehbare Rauminstallation, die ebenso archaisch wie gespenstisch wirkte. Eine Aura des Zerstörten, Verlassenen und Ausgestorbenen bestimmte ihren Ort, an dem man glaubt “den Resten gegenüberzustehen, die nach einer Flutkatastrophe übriggeblieben sind.” (Antje Birthälmer im Katalog zur Ausstellung) Im Wuppertaler Von der Heydt-Museum allerdings konnte man diesen Eindruck nur dann gewinnen, wenn man sich den schlicht gräßlichen Teppichbodenbelag wegdachte und möglichst auch darüber hinwegsah, daß sich der benutzte Ausstellungsraum für eine solch raumgreifende Arbeit als viel zu schmal entpuppte.
Doch trotz der widrigen Umstände verfehlte die Installation als eigenständiges Werk ihre Wirkung nicht. Durch eine inszenierende Beleuchtung ins rechte Licht gerückt, wurde dem Betrachter…