RALF CHRISTOFORI
Susanne Hofmann – zwangsläufig
Nassauischer Kunstverein Wiesbaden, 17.12.2001 – 27.1.2002
Nur wenige Ausstellungen junger Kunst schaffen es, “zwangsläufig” auf einer ebenso sichtbaren wie konzeptuellen Ebene zu erscheinen. Susanne Hofmanns gleichnamige Schau im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden ist diese Verknüpfung souverän gelungen, und zwar in mehrfacher Hinsicht. Die Abfolge der Räume folgt einer inhaltlichen Logik, die sich aus der Arbeit der in Stuttgart und Köln lebenden Künstlerin selbst ergibt: Es sind Facetten einer individuellen wie kollektiven Biographie, mit denen sich der Besucher Raum für Raum konfrontiert sieht; Szenen einer Kindheit, die im Falle Susanne Hofmanns in den vermeintlich geregelten Bahnen der sechziger Jahre verlief, also im Umfeld einer bundesrepublikanisch wertkonservativen Gesellschaft “mit ihrer gußeisernen und mit äußerster Rigorosität durchgesetzten Harmlosigkeit”, wie Johannes Meinhardt in einem früheren Text über die Arbeit der Künstlerin schreibt.
Die heimelige Atmosphäre zu Hause, die Sorge der Mutter, das Wohl des Vaters oder die gehäkelten Übergangsobjekte für das Kind – das Harmlose erhält eine unmissverständlich repressive Wendung, insbesondere dort, wo die “Zwangsläufigkeit” einer solchen Sozialisation in vermeintlich geregelten Bahnen verläuft. In der Ausstellung ist es ein etwa 15 Zentimeter hoher Laufsteg, der die Zwangsläufigkeit dieses Weges und der kleinen Werkschau zusätzlich erfahrbar macht, die Selbstwahrnehmung verändert, Bewegungen steuert. Es ist eine perfide und buchstäblich doppelbödige Anordnung. Höhere Wesen befehlen: Nicht vom Weg abkommen! Jeder Raum beherbergt eine Werkgruppe, die Räume selbst sind überschrieben mit Titeln, die verschiedene Stadien und Aspekte im künstlerischen Schaffen der Künstlerin aufgreifen.
Gleich im “EINTRITT” verweisen verschieden große, bedruckte Stoffwürfel auf die gängigen “Sozialisationswerkzeuge”, als da…