Reinhard Ermen
Susanne Britz
Das ist fast so wie auf einer Bühne. Es gibt den Vorder- und Hintergrund; der Raum wird bespielt, der fotografische Fond, über dem sich die eigentliche Zeichnung realisiert, ist (fast) schon ein Bild. Dafür baut Susanne Britz höchst seltsame Szenarien aus Flaschen, Fenstern, Trittleitern, Verkehrsleitkegeln, Besen oder Ramsch. Fundstücke sind in höchstem Maaße willkommen. Diese Vorlagen sind in der Regel sehr bunt, schreiende Kunststoffobjekte organisieren die waghalsige Equilibristik der Farbdramaturgie. Und wenn hier in irgendeiner Form Theater stattfindet, dann handelt es sich möglicherweise um eine exterritoriale Spezies des Absurden Theaters, seine Gegenstände, bzw. Protagonisten bedienen ein abstraktes Stück, partiell ausgestattet mit den Zügen einer Stehgreifkomödie. Nicht immer sind diese Spielflächen inszeniert, manchmal findet Britz ihre Aktionsräume mehr oder wenig vor, wie sie gebraucht werden. In so einen vorfertigen Grund setzt sie die Zeichnung. Mit energischen, mit dicken und dünnen Strichen stellt sie Beziehungen her, fast wie auf einer Tafel in einem Hörsaal oder wie Claudia Posca es im Januar 2010 im Kunstforum sagt: „Spiralen, Kurvaturen, Pfeil- und Zahlendiagramme in Gestalt gebrochen wissenschaftlicher Versuchsanordnung sind dazu das Mittel der Wahl, Überzeichnung die dazu passende Zauberformel.“ Der Dialog der Dinge und Beziehungen nimmt seinen Lauf. Was hier gespielt wird, vermittelt sich im Wie & Wo. Die Formeln dagegen, deren ursprüngliche Anliegen oder Erkenntnisinteressen transformieren sich in ein ästhetisches Netzwerk. So selbstständig die Vorlage einmal gewesen sein mag, erst über die Schrift der Zeichnung wächst das Szenario zusammen, ein improvisierter Charme beginnt zu wirken.
Der Grenzgang der Gattungen liegt auf der…