Jutta Schenk-Sorge
Susan Rothenberg
Paintings and Drawings
Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington,10.2. – 9.5.1993
When you are outside a tradition, as every artist is today, one can only want to record one’s own feelings about certain situations as closely to one’s own nervous system as one possibly can.” Diese von Francis Bacon formulierte Einsicht entspricht in der Essenz auch Susan Rothenbergs künstlerischem Credo. Weitere ihrer Vorbilder weisen in die gleiche Richtung, Giacometti etwa und besonders die amerikanischen Abstrakten Expressionisten, deren Bilder im Museum der Heimatstadt Buffalo sie schon früh faszinierten. So bestehen auch Parallelen zum Werk des von ihr hochgeschätzten de Kooning, etwa in der grundlegenden Bedeutung des Zeichnens für beide Künstler. Was Susan Rothenberg jedoch primär mit den älteren Meistern teilt und klar von postmodernen Trends absetzt, ist ihr ungebrochener Glaube, aus dem eigenen Unbewußten gültige Bilder zu schöpfen und existentielle Ebenen zu erreichen. Keine Ironie, kein konzeptueller Überbau, Festhalten am Tafelbild und brillante Beherrschung des Handwerks, all das trug ihr häufig das Etikett einer traditionellen Malerin ein. Doch gerade angesichts ihrer neueren Bilder erweist sich solches Klassifizieren als obsolet, da künstlerische Relevanz keine Stilfrage ist. “Dogs Killing Rabbit” beispielsweise schildert ein Alltagsereignis auf der Farm in New Mexiko, wo Rothenberg seit ihrer Heirat mit Bruce Nauman vor einigen Jahren lebt und sich ein neues Bilderreservoir wie eine breitere Farbskala erschloß. In Aufsicht, sozusagen vor den eigenen Füßen, sieht der Betrachter, leicht unscharf gemalt, Hunde, die einen Hasen in Stücke reißen. Zwei darüberschwebende, im Ausdruck nicht deutbare Gesichter beobachten das…