Franz Thalmair
Susan Hiller – Outlaw Cowgirl and Other Works
Aus dem Universum, in das Universum (Alternative: Teilnehmende Beobachtung)
BAWAG Foundation, 9.5. – 17.8.2008
Aus dem konzernpolitisch motivierten Off spricht nicht nur die erste Ausstellung der Wiener BAWAG Foundation, die sich seit Beginn des Jahres die Räumlichkeiten mit der Generali Foundation teilt. Das alltägliche Off ist auch jenes unbestimmte Universum, aus dessen Repertoire die 1940 in den USA geborene und in Großbritannien lebende Künstlerin Susan Hiller schöpft.
Besucher der Ausstellung “Outlaw Cowgirl and Other Works” werden nicht empfangen. Im Gegenteil, die Ausstellungsarchitektur lässt beim Eintreten in die Halle lediglich den Blick auf eine isolierte, ansonsten aber eher unauffällige viktorianische Vitrine fallen, die dem schnellsten Amateurradfahrer Englands gewidmet ist. Alfie West (1911-1985), so sein Name, wohnte zeitlebens bei seiner Mutter und wenn er sich nicht gerade dem Radsport widmete, spaltete er Haare und formte diese fragilen Haarspaltereien zu einfachen grafischen Formen. Er war ein Außenseiter und komischer Kauz, er stand aber auch im Guinness-Buch der Rekorde, in das er 1978 aufgrund eines achtzehn Mal gespaltenen und als Limonenblatt geformten Haares aufgenommen wurde. In “Split Hairs: The Art of Alfie West” (1998) wird deutlich, dass Susan Hiller mit dem Alltäglichen in der Kunst spielt, ein Thema, das sie durch ihre Recherche- und Sammeltätigkeit zuspitzt und um eine unergründliche und unheimliche Komponente erweitert.
Susan Hiller ist nicht nur Künstlerin, sondern auch Anthropologin. Die teilnehmende Beobachtung ist daher auch eine ihrer grundlegenden Arbeitsmethoden, durch die ihre Werke zwischen engagierter Annäherung an das Leben und nüchterner Distanz dazu oszillieren….