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Ausstellungen: Hamburg · von Rainer Unruh · S. 227 - 229
Ausstellungen: Hamburg ,

Hamburg
Survival in the 21st Century

Deichtorhallen 18.05.– 05.11.2024
von Rainer Unruh

Wir brauchen Ingenieur*innen und Techniker*innen, die Dämme bauen, um uns vor dem steigenden Meeresspiegel zu schützen. Wir brauchen Architekt*innen, die Häuser konstruieren, in denen wir trotz der Gluthitze den Sommer überleben. Und wir brauchen womöglich sogar eine „kriegstüchtige“ (Boris Pistorius) Armee, um uns gegen die Angriffe aggressiver Staaten zu verteidigen. Aber brauchen wir für das Überleben im 21. Jahrhundert auch die Kunst?

Ja, sagen die Kuratoren Georg Diez und Nicolaus Schafhausen. Sie stellen für die Ausstellung Survival in the 21st Century in der Halle für aktuelle Kunst der Hamburger Deichtorhallen Werke von rund 40 Künstler*innen zur Diskussion. Dafür fächern sie das Thema mit mehr als 30 Fragen auf, von denen viele so komplexe Sachverhalte betreffen („Was ist Identität?“), dass sich mit ihnen jeweils eigene Ausstellungen bestreiten ließen. Gleich am Eingang werden die Besucher*innen dazu aufgefordert, darüber nachzudenken, was der Körper sei. Unlearn the Body (2021) heißt das Video der in Kanada geborenen Künstlerin Panteha Abareshi, in dem die Künstlerin extreme Dehn- und Streckübungen an einem Metallgestänge praktiziert. Niemand zwingt sie, gleichwohl schleicht sich das beklemmende Gefühl ein, einer Art von Folter zuzuschauen. Tatsächlich leidet die Tochter einer jamaikanischen Mutter und eines iranischen Vaters an Sichelzellenanämie. Die Erkrankung der roten Blutkörper führt zu Krämpfen und Schmerzen, die Kontrolle über den Körper entgleitet. Durch ihre Performances gewinnt die Künstlerin ein Stück weit Autonomie zurück. Sie setzt dem objektivierenden Blick der Medizin ihr Aufbegehren entgegen. Selbst wenn sie hinfällt, ist es immer noch sie…

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