Dirk Schwarze
Surroundings
»Das Alltägliche als das Sensationelle«
Museum Fridericianum, Kassel, 19.11.1995 – 7.1.1996
Zwischenspielzeit im Kasseler Museum Fridericianum. Veit Loers, der erste Kunsthallenleiter in dem documenta-Zentralbau, ist seit Sommer 1995 Direktor des Mönchengladbacher Museums Abteiberg. Einen richtigen Nachfolger gibt es (noch) nicht. Die erste, halbjährige Interimszeit durfte Pia Witzmann überbrücken. Für die Loers-Assistentin, die unter anderem an der Kasseler Beuys-Ausstellung und an der Frankfurter Schau “Okkultismus und Avantgarde” mitgewirkt hat, eine Chance, um sich auch als eigenständige Ausstellungsmacherin vorstellen zu können. Die zweite, ganzjährige Interimszeit im Jahr 1996 darf Prof. Tilman Osterwold gestalten, bis 1993 Chef des Württembergischen Kunstvereins in Stuttgart und seitdem Hochschullehrer und freischaffend.
Die Idee zu der Ausstellung “Surroundings” hat Pia Witzmann mit Loers gemeinsam entwickelt; er sorgte auch für einige qualifizierte Leihgaben aus seinem neuen Haus. Es geht um das Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt, um die Wahrnehmung der von uns gestalteten Wirklichkeit – mit Hilfe der Fotografie. “Surroundings” meint Umgebung, aber nicht in dem Sinne eines stimmigen Ambiente, sondern als harte Realität.
Wer durch den Sucher einer Kamera blickt, ist nicht mehr unmittelbarer Teil der Welt, sondern geht auf Distanz und nimmt seine Umgebung als (gerahmtes) Bild wahr. So ist jede Fotografie, auch diejenige, die sich in den Dienst der Dokumentation stellt, ein Akt der Weltdeutung und Transformation. Die Welt, die der Künstler-Fotograf abbildet, existiert nicht, sondern wird erst durch die Aufnahme erschaffen – nach dem Bilde, das der Fotograf in sich trägt. Fotografie, so lehrt die Ausstellung, ist Manipulation oder (positiv ausgedrückt) ein künstlerischer Schöpfungsakt. So…