SUPPEN
In Kassel betreiben Kathleen Rahn und Peter Jap Lim ein “museum für werdende kunst” (MWK). Im Juni 2000 waren die beiden Künstler zur Teilnahme an der Ausstellung “UFO-Strategien” im Oldenburger Edith-Ruß-Haus eingeladen. Kuratorische Vorgabe: Es galt, künstlerisch etwas zu visualisieren, für das es zwar bereits einen Begriff, aber noch kein konkretes Bild gibt, z.B. “Fliegende Untertassen”. Rahn und Lim entwarfen als Beitrag eine “Suppentheorie”. Dass man auf eine Untertasse ein “Suppenbehältnis” stellen kann, wollten die beiden Künstler in diesem Zusammenhang freilich keineswegs als Kalauer abgetan wissen.
Im Inneren eines weißen Sockels, wie er an Kunstorten zur Präsentation von Skulpturen und Objekten üblich ist, hatte das MWK ein Tonbandgerät installiert. Dieser Recorder gab das Geräusch einer brodelnden Suppe wider. Ein Herdknopf ermöglichte den Ausstellungsbesuchern das Regulieren der Lautstärke bzw. der akustischen Veranschaulichung verschiedener Hitzestufen “von leicht brodelnd bis überkochend”.
Außerdem boten die beiden Kasseler Künstler für 3 Mark pro Stück eine “Edition zur Suppentheorie in Form von Instantwürfeln” an. Das Suppenkonzentrat hatten sie mit einer Banderole umwickelt, die “nach Art der chinesischen Glückskekse mit einem ganz persönlichen Spruch für den jeweiligen Käufer” bedruckt war. “Diese Sprüche entstanden, indem wir in der Oldenburger Fußgängerzone Passanten die erste Satzhälfte solcher Weisheiten, wie sie sich tatsächlich in Glückskeksen finden, vervollständigen ließen.”1
Der amerikanische Ethnologe Sidney Minth beschreibt für die früheren Agrargesellschaften ein Modell mit einer “zentralen, dominanten Speise”, die “sich aus drei Elementen zusammensetzte: Zentrum (Core), Peripherie (Fringe) und Leguminose”2. Durchweg wurden diese Speisen als Suppe, Brei oder Mus mit dem Löffel genossen. Das “Zentrum” bildet ein…