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Gespräche mit Künstler*innen · von Annekathrin Kohout · S. 178 - 185
Gespräche mit Künstler*innen ,

Sungsil Ryu

Satirische Fantasy-Romanze: Sungsil Ryus tragikomisches fiktives Universum
Ein Gespräch von Annekathrin Kohout

Sungsil Ryu ist aus der koreanischen Kunstszene nicht mehr wegzudenken und tourt mit ihren auffälligen multimedialen Video-Installationen durch die internationale Kunstlandschaft. Ihre Werke erkunden die komplexen Spannungsfelder im heutigen Korea, wo traditionelle konfuzianische Werte auf den globalen Neoliberalismus treffen. Ryu hat ein eigenes fiktives Universum geschaffen, in dem sie die Erzählungen des Spätkapitalismus und deren Effekte ad absurdum führt, und das mit einer gehörigen Portion Sarkasmus. In einer Bandbreite von Medien – von Video und Installation über Performance bis hin zu Social-Media-Plattformen – präsentiert sie uns ihre vielschichtigen Protagonisten. Darunter finden sich etwa eine narzisstische Influencerin und ein opportunistischer Unternehmer, durch deren Geschichten Ryu einen zwar humorvollen, aber doch nicht immer schmerzfreien Einblick in die Sehnsüchte und Ängste unserer Gegenwartsgesellschaft, deren Konflikte und Widersprüche, ermöglicht. Damit offenbart sie nicht zuletzt die Tragik hinter dem allgegenwärtigen „Internetkitsch“, dessen Ästhetik sich die Künstlerin auf virtuose Weise angeeignet hat.

Annekathrin Kohout: Sungsil, in Korea bist du eine gefeierte Nachwuchskünstlerin, aber auch in Deutschland bist du kein unbeschriebenes Blatt mehr. Letztes Jahr konnte man dich in der Arthur Boskamp-Stiftung sehen, dieses Jahr bin ich auf der Transmediale in Berlin auf deine Installation Big King Airlines New Engine Fundraising Drive gestoßen. Im Zentrum steht eine Videoarbeit, die ich als Doku-Fiktion beschreiben würde: Erzählt wird die Geschichte einer koreanischen Fluggesellschaft, die Flüge in ein Land namens Ching Chen anbietet und manipulative Online-Kampagnen nutzt, um Spenden für ihre offensichtlich korrupte Firma zu sammeln. Beim…


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von Annekathrin Kohout

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