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Titel: Art & Pop & Crossover · von Rolf Schwendter · S. 95 - 99
Titel: Art & Pop & Crossover , 1996

Rolf Schwendter
Subkulturen & Avantgarden

Was eine Subkultur ist, ist zwischenzeitlich einigermaßen vertraut: ein Teil einer konkreten Gesellschaft, der sich in seinen Institutionen, Bräuchen, Normen, Werten etc. in einem wesentlichen Ausmaß von jenen der jeweiligen Gesamtgesellschaft unterscheidet. Schwerer ist schon zu sagen, was Jugend ist: Je nach Begriffsbestimmung (biologischer, qualifikationsorientierter, klassenspezifischer etc.) endet sie mit dem 14. Lebensjahr (in anderen Definitionen beginnt sie hier erst) oder im Alter von 35. Dies ist gerade im Zusammenhang unseres Themas keine akademische Frage: die Avantgardisten, die sich als die “Jungen” bezeichneten, waren oft gar nicht so “jung”. Zum anderen erhebt sich die Frage, in welchem Ausmaße die künstlerischen Avantgarden Subkulturen waren oder zumindest solchen angehörten. Aus Raummangel gestatte ich mir, jetzt sehr zu vereinfachen und daran festzuhalten, daß der überwiegende Teil der historischen künstlerischen Avantgarde der Subkultur der “Boheme” angehörte. Diese ist sicherlich keine Aussage mit allumfassendem Anspruch: Es gab Avantgardisten, die alles, nur keine Bohemiens waren – Kurt Schwitters mit seinen vollständig angepaßten Normen außerhalb seiner künstlerischen Produktion ist ein exzellentes Beispiel dafür -, und Bohemiens, die nicht der künstlerischen Avantgarde zugehörten (etwa der größte Teil der Schwabinger Künstler der Nachkriegszeit). Aber im großen und ganzen traf es zu: Die Avantgardisten – Künstler(innen), die versucht haben, in formaler und/oder inhaltlicher Hinsicht Innovationen zu begründen und zumeist auch durchzusetzen – waren zum Großteil Bohemiens.

Ich will meinen Beitrag in zwei Abschnitte teilen. Erstens will ich etwas zum historischen Bezug sagen, der weithin durch Zusammenhanglosigkeit zwischen jugendlichen Subkulturen und künstlerischer Avantgarde gekennzeichnet ist; und zweitens, zur…


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