HANS-JÜRGEN HAFNER
Sturtevant: “The Brutal Truth”
Museum für Moderne Kunst, 24.9.2004 – 30.1.2005
Vorläufig sieht alles noch ganz normal aus. Wie im Museum eben. Kunst von Warhol, Johns und Stella, da und dort noch etwas Pop Art, dazu ein bisschen Beuys und sehr großzügig: ein bleierner Kiefer-Flieger in einem großen Raum in Szene gesetzt. Zwar fällt der Duchamp-Raum mit jeder Menge Licht- und Schattenspiel recht kitschig aus; aber geht bei Kurator Blume im Hamburger Bahnhof im Rahmen der Flick Collection so ein Inszenierungsspektakel derzeit nicht auch okeh? Nur um die jüngere Kunst ist es in diesem Parcours etwas mager bestellt. Ein paar Videos, dazu ein Gober und – immerhin toll in Szene gesetzt – die “America”-Glühbirnenketten von Felix Gonzalez-Torres in der hohen Zentralhalle, seine Bonbons, dazu zweimal die berühmte Gogo-Tanz-Plattform. Zweimal?
Spätestens hier hat die Illusion ein Ende. Wäre ja auch zu schön, wenn im MMK eine derart flächendeckende Sammlung von Warhols “Flowers” und “Marilyns” anzutreffen wäre; anstatt museumsüblicher Artenvielfalt so konzentrierte Werkgruppen von Frank Stella oder Jasper Johns ins Feld geführt würden.
In Frankfurt wurde diesmal, anstatt eines Rundum-Szenenwechsels mit Übergewicht auf US-amerikanische Klassiker (Auf die Idee könnte man nach dem MoMA-Boom ja auch kommen!), Platz gemacht für einen, ums mit Art & Language zu apostrophieren: Zwischenfall im Museum. Von den gezeigten Gogo-Tanzflächen ist nämlich nur eine wirklich von Gonzalez-Torres. Die andere ist je nach Standpunkt, und wie die anderen ausgestellten Werke: falsch, eine Kopie, eine Replik, Re-Produktion oder ein Remake, möglicherweise ein Plagiat, ein Duplikat und ziemlich sicher eine Form von Aneignung…