Studio
In dieser Rubrik sollen in loser Folge verschiedene Autoren die Möglichkeit haben, auf neue Künstler hinzuweisen. An der Hochschule für bildende Künste Hamburg – aus der u.a Hanne Darboven und Bodo Baumgarten, Rebecca Hörn und die Zwillinge Schmidt-Heins, Lili Fischer und Tutzina, die Produzentengalerie und die Galerie Vor Ort hervorgingen – schließen mit diesem Sommersemester zwei vielversprechende Hoffnungen ihr Studium ab. Die äußeren Bedingungen sind vergleichbar: beide haben eine andere Lehre, einen anderen Beruf gehabt, ehe sie sich zum Studium der freien Kunst entschlossen, beide mußten sich in ihrer Studienzeit großteils mit Jobben durchschlagen, beide gehen zunächst aus (dem Nest) der Akademie ins (rauhe) Ausland.
Im übrigen denkbar gegensätzliche Naturen: Tonia Kudraß, Schülerin von Graubner, intuitiv, introvertiert, von großer Dingfühligkeit; Detelf Halfpap, Schüler von F.E. Walther, präzise, offen, von erstaunlicher Vielseitigkeit. Die eine vor allem mit animalischen Stofflichkeiten gegen die Verwesung arbeitend, der andere vor allem Proportionen und Prozesse aus dem Täglichen ins Besondere hebend. Beide scheinen mir überdies ein sprechendes Beispiel für ein gutes Lehrer-Schüler-Verhältnis: sie wählten ihren Lehrer ihrer Anlage gemäß, der Lehrer wirkt prägend (besonders im Vokabular und in der allgemeinen Blickrichtung), züchtet aber keine Papageien, sondern holt die ihnen eigene Thematik aus dem diffusen Stadium ins bewußte. Wenn die Schüler wissen, was sie tun und wie, ist es Zeit für sie zu gehen – zum Schmerz der Lehrer, die immer auf Flugsand bauen müssen. Das Dictum ‘bilde Künstler, rede nicht’ ist im sozialen Bereich dazu verkommen, daß der Galerist/Museumsmann/Kritiker redet und der Künstler stottert. Dem zumindest punktuell…