Jochen Becker
Stromlinienform
Museum für Gestaltung, Zürich, 23.5. – 2.8.1992
Bauhaus, Dessau 27.11.1992 – 14.2.1993
Karl Ernst Osthaus-Museum, Hagen, 26.3. – 30.5.1993
Zeppelinabteilung des Städtischen Bodenseemuseums, Friedrichshafen, 8.7. – 26.9.1993
Gleich einem Kreuzzug der Moderne gestaltete sich eine Tournee, bei der Anfang 1934 windschnittige Parade-Loks quer durch die Vereinigten Staaten geschickt wurden. Zur Bekämpfung der wirtschaftlichen und mentalen Depression fuhr die Zukunft bis in die tiefste Provinz hinein. Wacklige Amateurfotos der zu den Bahnübergängen pilgernden Landbevölkerung bezeugen den aluminiumglitzernden kraftstrotzenden und aerodynamischen Wandel, den Lokomotiven des Fortschritts wie die “Mercury” mit ihren beleuchteten Triebrädern oder das “Railplane” verkörperten. Im Hagener Osthaus-Museum repräsentiert die Einspielung eines euphorischen Big-Band-Sounds das “Gefühl der Stärke und das Versprechen sicheren Überflusses” (Jeffrey Meikle).
Die Weltausstellungen in Chicago (A Century of Progress) und New York (The World of Tomorrow) verhießen Mut zur Zukunft. Man befand sich “In Tune with Tomorrow) verhießen Mut zur Zukunft. Man befand sich “In Tune with Tomorrow”, während man durchs “Futurama” wandelte oder die künstliche Metropole “Democracity” besuchte. Mit großem inszenatorischen Aufwand wurde die Realität zugunsten neuer Sachlichkeit zurechtgeschliffen. Doch noch vor Toresschluß der New Yorker Schau setzt die Beteiligung am Zweiten Weltkrieg den phantastischen Visionen und “New Deals” ein Ende. Es folgten patriotische Schwüre und volkstümliches Entertainment.
Jene Zeit bis zum Kriegseintritt wurde vom ehemaligen Bühnenbildner und Erbauer des General-Motors-“Futuramas” Norman Bel Geddes stilbildend geprägt. Seinen vollverkleideten Bussen, Zügen, Ocean Liners und später auch geschoßabweisend glatten Panzerwagen widmet die umfassende und gut inszenierte Hagener Ausstellung einen gesonderten Raum. Geddes’ 1932 erschienenes Buch “Horizons” gilt als Meilenstein…