Andreas Denk
street level
Dresden, Pfotenhauerstraße, 26.9. – 17.10.1998
Die Dresdner Pfotenhauerstraße besitzt die grundsätzliche Voraussetzung für ein Projekt mit künstlerischen situations- und ortsbezogenen Eingriffen: Sie ist unspezifisch, aber nicht neutral. Die mehrere hundert Meter lange, lineare Straße wird durch vielgeschossige Plattenbauten, Reste einer “Altstadtbebauung” aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, Neubauten der “Nachwendezeit”, ein marodes Sportstadion, ein Altersheim, die Universitätsklinik, Kleingärten, verschiedene öffentliche Bauten aus DDR-Zeiten – darunter ein Gebäude der Kunsthochschule – und die Brache eines ehemaligen Straßenbahndepots geprägt.
Insofern bildet die Straße nicht nur eine lange, durch verschiedene politische und wirtschaftliche Systeme immer anders und doch vergleichbar mitbestimmte Baugeschichte ab, sondern auch eine Vielzahl von städtischen Nutzungstypen.
Nicht von ungefähr wählten deshalb die in Dresden arbeitenden Künstler Pfelder und Stefan Schröder diesen unspezifischen Ort für ihr Projekt street level, für das sie 21 Künstler aus sieben Ländern um Interventionen im Straßenraum baten: Nicht das erste solcher Vorhaben in Dresden, wo sich in den letzten Jahren eine kleine Szene von städtischen “Interventionisten” zusammengefunden hat, aber nach dem Projekt “Zwischenstation” von Adam Page und Eva Hertzsch 1996 sicherlich das ambitionierteste.
Im Zentrum der Sequenz von Eingriffen stand ein Projektbüro in einem leerstehenden Ladenlokal, in dem der Dresdner “Versteppungsexperte” Roland Boden sein “Institut für Subreale Urbanistik” mit einem kleinen Projekt untergebracht hatte. Die Interventionen selbst bewegten sich grundsätzlich im Rahmen dessen, was man derzeit erwarten darf: Während ein Teil der Künstler zu letztlich neodadaistischen Maßnahmen tendiert, die – zumeist subtil – über Störung und Verstörung Wahrnehmungsgewohnheiten oder urbanes Verhalten als solches in Frage…