Gert Mattenklott:
Strategie der Verlangsamung
Ein Gespräch mit Florian Rötzer
Gert Mattenklott, geb. 1942, ist seit 1973 Professor für Neuere deutsche Literatur und Allgemeine Literaturwissenschaft in Marburg. Neben seinen literaturtheoretischen Untersuchungen hat er vor allem im Genre des Essays Studien zu zeitgeschichtlichen Phänomenen geschrieben, die er unter der Perspektive ihrer ästhetischen Dimension analysiert. Ursprünglich der marxistischen Theorie verpflichtet, hat sich Mattenklott, darin in Affinität zum postmodernen Diskurs, später an den Traditionen orientiert, in denen eine Ästhetisierung des Lebens Thema wurde. Schon in seinem 1975 zuerst erschienenen Buch: “Bilderdienst”, in denen die Konturen des Ideals eines “ästhetischen Menschen” als Opposition gegen den Funktionalismus und Rationalismus an Beardsley und George herausgearbeitet werden, zeigen sich Anschlüsse an den postmodernen Diskurs, deren Gehalte Mattenklott heute vertritt. Dabei geht es ihm um die Herausbildung einer Kultur des sinnlichen Lebens, die sich ihrer Künstlichkeit ebenso bewußt ist wie ihrer Reaktion auf das von Krisen und Katastrophen bestimmten Lebensgefühls. Die Ästhetik der Postmoderne ist keine der Künste allein, sondern entsteht im Widerstand gegen den moralischen Ernst der Aufklärungskultur und in Zusammenhang mit der Dominanz der Massenmedien und des Modischen. Daran nehmen die Künste teil, um eine Ästhetik der Existenz zu verwirklichen. Wichtige Veröffentlichungen: Der übersinnliche Leib. Beiträge zu einer Metaphysik des Körpers, Reinbeck bei Hamburg 1982; Blindgänger, Frankfurt 1986; Hg. der Reihe “Literatur im historischen Prozess” (mit Klaus Scherpe, 1973-79 und 1981-84).
F.R.: Die Rede von der Postmoderne suggeriert eine Art Epochenschwelle, die sich im Verhältnis zur Gesellschaft, zur Geschichte oder zur Kunst zum Ausdruck bringe. Getragen wird sie von…