Strassenfotografie oder Kunstfotografie
Geschichten und Stilleben
Chicago C/O Berlin, Amerika Haus 09.12.2017 – 11.03.2018
von Hermann Pfütze
Joel Meyerowitz, Why Color?
Retrospective und New Bauhaus,
Bauhaus-Archiv 09.12.2017 – 05.03.2018 von Hermann Pfütze
Nur wenige Bilder könnten in beiden Ausstellungen sein: Einige Straßenszenen von Meyerowitz würden zwischen den Straßenbildern aus Chicago von Harry Callahan und Yasuhiro Ishimoto nicht auffallen, und Arthur Siegels „Rainy Day“ mit dem gelben Taxi, das sich auf der nass-schwarzen Straße spiegelt, würde auch zu Meyerowitz passen. Aber sonst liegen Welten zwischen beiden: Hier das experimentelle Fotografie-Lehrprogramm in strengem Schwarz/Weiß am New Bauhaus, 1937 im Chicagoer Exil von Lázló Moholy-Nagy gegründet und 1944 umbenannt in Institute of Design (ID), dort die bunte, lebendige Bilderwelt des 1938 geborenen New Yorker Autodidakten Joel Meyerowitz.
Er wurde 1962 zur Fotografie sozusagen erweckt, als er Robert Frank zusah, der herumlief und zugleich fotografierte, wobei sein Timing von Leica-Klick und Körperbewegung jeden Blickwinkel und jede Geste mit Energie aufluden und bedeutend machten. „Photography is Movement“ wurde so zu Meyerowitz’ Berufsprinzip (S. 314), das er auch später nicht aufgegeben hat bei langsamen, trotz Stativ und Großbildkamera nur scheinbar statischen Inszenierungen von Menschen-, Landschafts- und Stadtportraits, wie der Serie rothaariger Mädchen, den Bildern von St.Louis / Missouri mit dem die Stadt überspannenden Riesenbogen The Arch, oder den menschenleeren „Bay/Sky“-Bildern am Strand von Massachusetts. Auch diese Bilder machen heute noch den Augen Beine und umgekehrt. Meyerowitz beschreibt seine Erfahrung als buchstäblich schrittweise wachsende Bewegungsfreiheit und Radiuserweiterung, um mit dem „Druck auf Bewußtsein und Auslöser“ umgehen zu können. (S.62f)
1963…