Hans Rudolf Reust
Strangers in the Arctic – Ultima Thule and Modernity
Pori Art Museum und Museum of Modern Art Helsinki, 9.6. – 1.9.1996
Während der Süden für Mitteleuropäerinnen und -europäer stets Gegenstand einer ungestillten Sehnsucht war, gilt der hohe Norden als “sagenumwoben”, als eine geheimnisvolle, dabei unwirtliche Gegend, die von tagelangem Dunkel oder nächtelanger Helligkeit beherrscht wird, und vom phantastischen Nordlicht. Das interdisziplinäre Projekt “Strangers in the Arctic”, organisiert von FRAME (The Finnish Fund for Art Exchange), dem Kunstmuseum Pori, dem Museum für Gegenwartskunst in Helsinki und dem Københavens Kulturby Fond 96, will die Mythen um “Ultima Thule” prüfen: Was ereignet sich heute, unter den Bedingungen globaler Vernetzung, an den Rändern der antiken Welt? Marketta Seppälä, die Direktorin des Pori Taidemuseo, hat 14 Künstlerinnen und Künstler aus den USA, Kanada, Rußland, England, den nordischen Ländern und der Schweiz eingeladen, die Arktis zu bereisen. Ausstellungen im Rundetårn in Kopenhagen (8.3.-24.8.1996), später in Helsinki und Pori haben die Spuren dieser Reisen versammelt: Indikatoren unterschiedlicher Begegnungen zwischen der Moderne und ihrem Anderen, vor allem aber auch zwischen der Moderne und ihrem eigenen Anspruch auf die Erschließung noch unbesetzter Territorien.
Drei Fenster im Breitformat einer Videoprojektion, ein Triptychon des gespiegelten Himmels im Dämmerlicht, reglose Vorhänge, während verhaltene Stimmen und entrückte Tanzmusik an eine Party erinnern, die sich hinter den Vorhängen abspielen könnte. Anne Katrine Dolven zeigt den Lichtwechsel zwischen Mitternacht und ein Uhr auf den Lofoten, als könnte sich die Dauer eines Vogelflugs mit kosmischen Dimensionen überkreuzen. In den kaum merklichen Veränderungen während der Projektion gehen…