ALBERT HIEN
Strahlung optisch dingfest machen
1997 realisierte Albert Hien auf der Grundlage eines Wettbewerbsentwurfs eine Installation für die Eingangshalle des in Salzgitter Lebenstedt angesiedelten Bundesamtes für Strahlenschutz.1 Die Anlage erinnert zunächst an ein riesig dimensioniertes Fernrohr, das seine Optik in die lichtdurchflutete Höhe der Eingangshalle hinein ausgefahren hat. Es wird suggeriert, man könne etwas mit Hilfe der Optik “sehen”. Tatsächlich aber bildet das natürliche Licht den konstruktiven und logischen Ausgangspunkt der Konstruktion. Daraus folgt die umgekehrte Lesart, derzufolge die Anlage Strahlung aufnimmt, bündelt, lenkt und sie überdies aber auch quantitativ und qualitativ verändert. Hiens Arbeit kann damit von der Idee her im weitesten Sinne mit der Nutzung der sie beherbergenden Einrichtung assoziiert werden, die für den Strahlenschutz u.a. an Atomkraftwerken und Endlagerstätten verantwortlich ist.
Quelle des vom Künstler erzeugten ‘Kunststrahls’ ist das natürliche, durch das Glasdach in die Eingangshalle fallende Himmelslicht. Dieses Licht wird von einem Wasserbecken auf dem Dach eines kleinen Raumkubus’ reflektiert und von einem dort aufgestellten kardanisch gelagerten Spiegel optisch in Richtung auf eine teleskopartige Anlage gebündelt. Hien beschreibt diese “als in Reihe geschaltete meßtechnische Instrumente”, die “in ihrer Gesamtheit jedoch zum Bild eines Fernrohrs” werden, “dessen Einzeltubi gänzlich ausgezogen und in Lückenformation angeordnet sind.” Jeder Einzeltubus ist an seinem, dem Ursprung des Lichts zugewandten Ende mit einer Linse ausgestattet, während der Rohrabschnitt selbst die Funktion einer Brechungskammer hat. Sie ermöglicht es, jeweils einen Teil – eine Farbe – des sichtbaren Spektrums des Lichtes zu extrahieren und über einen, in den Lücken zwischen den Rohren installierten Spiegel aus…