Wien
Stillleben
Eigensinn der Dinge
Kunsthaus Wien 13.09.2018 – 17.02.2019
von Daniela Gregori
„Das Stillleben, früher ein wichtiges Genre der Malerei, ist heute fast ausschließlich Sache der Werbeindustrie, der es darum geht in einem System der Produktion von Stereotypen eine Differenzierung der Produkte und ihrer Bilder zu erreichen“, lautete es etwas desillusionierend im Beitrag des Kurzführers der documenta X zu Harun Farockis „Stilleben / Creating a Still-Life“, der im August 1997 in Kassel uraufgeführt wurde. Gut zwei Jahrzehnte später steht der Dokumentarfilm, der die aufwendigen Produktionsprozesse der Werbefotografie beleuchtet, im Zentrum der Ausstellung „Eigensinn der Dinge“. Es wäre seine Absicht gewesen, erklärte Farocki damals, „die Prozedur nachzuerzählen und zugleich das geheime Lebe der Objekte zu enthüllen“. Im Film lässt er den Erzähler darüber sinnieren, wie nach 400 Jahren diese Gegenstände zu verstehen seien. „Was hat es damit auf sich, dass die unbelebten Dinge zur Hauptsache der Bilder werden? Geht es um die Dinge selbst, wenigstens in erster Lesart?“
Während der Gout der kommerziellen Auftragsarbeit der Stillebenfotografie vor 20 Jahren noch ein Nischendasein verschaffte, lebt das Genre in diesem Medium gegenwärtig nachgerade auf. Die Kuratorin Maren Lübbke-Tiedow erklärt die Annäherung von künstlerischen und angewandten Formen der Fotografie durch Überschneidungen von Kunst, Design und Popkultur. Die gängigen Bildtraditionen des Stilllebens werden hier nicht zwingend übernommen. Trotz allen konzeptionellen Ansätzen schöpfen diese Bilder wie ihre historischen Vorgänger aus dem Materialfundus der jeweiligen Zeitgenossenschaft. Legten die Gemälde einst oftmals Zeugenschaft ab von kostbaren Gütern aus exotischen Ländern, so werden heute eher Produkte des Massenkonsum globaler Märkte vom Trash…