MAGDALENA KRÖNER
Stille//Nacht
Künstlerhaus Dortmund, 7.12.2001 – 13.1.2002
Künstlerhaus Essen, 14.12.2001 – 13.1.2002
Nacht-und-Nebel-Aktion. Die Nacht zum Tage machen. Nachtaktiv. Umnachtet. Nachtasyl, Nachtblau, Nachtcreme. Die Nacht gibt sich als geschwätzige Diva in tausend Verkleidungen: schillernd, bunt, jedem Herren zu Diensten. Ein Bestandteil der Nacht wird jedoch gern verschwiegen: die Stille. Stille ist schwer auszuhalten und selten geworden.
Wenn der Kunstsucher Glück hat, findet er beides, wie in den Kunsthäusern in Essen und Dortmund: STILLE//NACHT. Mal finden Stille und Nacht zusammen und spielen Yin und Yang, mal stoßen sie sich ab. Eins allerdings findet man in beiden Häusern im Dezember nicht – Anzeichen der kommerzialisierten Rührseligkeit, die euphemistisch mit “Stille Nacht” umschrieben wird. Weil Nacht und Stille durchaus nicht gleichzusetzen sind, hat man sie räumlich getrennt. Gezeigt wird in dieser konzentrierten Doppelschau ein Strauß von nur sieben jungen und jüngsten Positionen, die sich glücklicherweise nicht dazu hinreißen lassen, den Topos allein in ein naheliegendes Narratives weiterzuentwickeln.
Besonders zwei kontemplative Raumsituationen zeigen sich nachhaltig. Eva-Maria Kollischans Dortmunder Installation “WO.ORT” zwingt dem Besucher die Stille mit geradezu klinischer Präzision auf: “Ich weiß, was gut für dich ist”, sagt der weiße Raum, und er duldet keine Widerrede. Banale, billige Materialien wie Dämmplatten, Styropor und PVC-Folie, die sonst hinter festen Außenfassaden verschwinden, fügen sich zu einer Art elastischer Gummizelle, in der alle Empfindungen ein wenig aus der Normalität gerückt werden.
Es herrscht eine seltsame Geborgenheit. Wülste wachsen am Türrahmen, ein Fenster ist halb überwuchert von etwas Weichem. Mitten hindurch spannt sich eine matte Plastikplane, die die Bewegungen der Menschen dahinter…