Vaduz
Steven Parrino
Nihilism is Love
Kunstmuseum Liechtenstein 21.02.– 17.05.2020
von Reinhard Ermen
Der vielbeschworene Tod der Malerei Ende der 70er Jahre konnte ihn nicht schrecken, ganz im Gegenteil, Steven Parrino fühlte sich dadurch gerade herausgefordert: „Also dachte ich“, sagte er in einem Interview im Juni 2000: „ich bin wie Dr. Frankenstein und arbeite mit Leichen.“ Hier spricht ein Kunstdenken, das in der Destruktion Potentiale einer Reaktivierung aufsucht, der Hinweis auf Frankenstein verweist zusätzlich auf Parrinos Begeisterung für Trivialmythen, auf Comics und Pinups, die seine Arbeit genauso herausforderten, wie ein allgegenwärtiges performatives Agens und die existentielle Verwurzelung im Bikerrmilieu. Der Mann bewegte sich zwischen den Fronten und ist doch zuallererst Maler geblieben, der Bilder von desaströser Attraktivität erfindet. „Ich glaube, es gehört zum menschlichen Wesen, sich zu dunklen Dingen hingezogen zu fühlen. Das ist weder eine gute noch eine schlechte Sache. Ich denke, so bereitet uns die Natur darauf vor, das Leben zu leben.“ In der Neujahrsnacht 2005 starb der 1958 in Manhatten geborene durch einen Motorradunfall. Die Ausstellung in Liechtenstein feiert diesen Unangepassten in einer großen Retrospektive, die erste im deutschen Sprachraum. Irgendwie ist Parrinos Kunst hier sogar zu Hause, in der 2006 gemeinsam mit St. Gallen und Frankfurt erworbenen Sammlung des Kölner Galeristen Rolf Ricke ist er eine Hauptfigur. In Vaduz arbeitet man am konsequentesten mit dieser bedeutsamen Erwerbung, bzw. den Impulsen , die von ihr ausgehen, jedenfalls gab es hier, in den schönen lichterfüllten Räumen des Obergeschosses schon Übersichtsausstellungen zu anderen Positionen der Sammlung, also zu Bill Bollinger und Gary…