Hans-Dieter Fronz
Steve McQueen
Schaulager Basel, 16.3. – 1.9.2013
Ein Ticket berechtigt zu dreimaligem Besuch. Das Beispiel des Schaulagers in Basel sollte Schule machen, wenigstens bei Videokunst-Ausstellungen. Denn wer verbringt schon einen ganzen Tag im Museum – was nötig wäre und oft nicht ausreichen würde, um alles zu sehen. Mehr als sechs Stunden benötigte der Besucher der aktuellen Ausstellung im Schaulager für die gezeigten Video- und Filmprojektionen. So hat er die Möglichkeit, sich, auf drei Tage verteilt, alles in Ruhe anzuschauen.
Und der mehrmalige Besuch lohnt in diesem Fall; die in Seh-Häppchen zerstückelte Rezeption, die man sich bei Videokunst angewöhnt hat, ist bei Steve McQueen jedenfalls nicht besonders angemessen. Man verpasste das Beste – das Entscheidende. Denn bei dem britischen Film- und Videokünstler geht es nie nur um den flüchtigen Augenkitzel, um im Vorbeiflanieren goutierbare visuelle Sensationen – nicht einmal bei einer Arbeit mit so spektakulären Szenen wie dem knapp fünfminütigen Schwarzweißfilm „Deadpan“.
Ein Mann steht mit dem Rücken zu einem Haus aus Holz, ein Schwarzer, der Künstler selbst. Die hohe Fassade des Gebäudes beginnt sich leicht zu neigen – sie neigt sich immer mehr, sie stürzt auf ihn zu, im nächsten Moment wird sie ihn erschlagen, so scheint es. Doch das leere Fenster oben unterm Dach, es rettet ihn wie einst Buster Keaton in einer McQueen als Vorwurf dienenden Stummfilmszene. Es rettet ihn, der unbewegt dasteht, auch nachdem die Balken der Fensterfassung um seinen Körper herum vorbeigerast sind und die tonnenschwere Fassade auf dem Boden aufgeprallt ist. Die gefahrvolle Szene aber, einge¬fangen aus…