Hajo Schiff
Steve McCurry
»Im Fluss der Zeit«
Kunstmuseum Wolfsburg, 19.1.2013 – 16.6.2013
Die Welt sieht nie so aus, wie man sie sich vorstellt, sagt der Photograph Steve McCurry. Aber so, wie er sie in sekundenkurzer Verdichtung vorstellt, kann auch kein Reisender sie jemals finden. So klassisch komponiert und so magisch schön ist die Welt tatsächlich nur im Hochglanz-Coffee-Table-Book auf dem Sofa im trauten Heim. Fast genauso kulinarisch ist allerdings die Ausstellung in Wolfsburg geworden. Motivisch beschränkt sie sich auf Asien, der Welt-Region von Nah-Ost bis zum Himalaya, der der 1950 in Philadelphia geborene Photograph vorwiegend seine Zeit und Kraft widmet. Hochgradig in den Proportionen und Farbwerten ausgewogen, oft durch wochenlanges Beobachten aus dem real Vorgefundenen herausharmonisiert und letztlich an traditionell akademischem Bildaufbau orientiert, zeigen die 115 Photos ein farbtrunkenes, ja berauschendes, aber auch sehr subjektives Asien-Bild.
Ein perfekt ästhetisiertes Bild wie die Dampflokomotive vor dem Tadsch Mahal war schon gänzlich aus der Zeit gefallen, als es 1983 aufgenommen wurde. Inzwischen ist es auch für Indien reine Nostalgie. Steve McCurry findet seine Bilder in der Realität, aber er sucht so lange, bis sie wie Kino-Inszenierungen aussehen. Die Mönche vorm Angkor Wat im Regen sind genauso gestaffelt, wie die Silhouette der Tempeltürme. Auch wo es um Angst, Krieg und Tod geht, wie bei den Kamelen vor den brennenden Ölquellen im Kuwait-Krieg von 1991 zeigt das Bild vor allem eine durch die Farbstimmung zwischen glutrot und schwarzbraun bestimmte Szene. So sind diese Bilder eher die Arbeiten eines Malers mit der Kamera, als die eines Bildreporters….