Sterling Ruby
Fixierte Gesten zwischen Primitivismus und High-End
Ein Gespräch von Angela Stief
In einem Rückblick der New York Times bezeichnete die Kunstkritikerin Roberta Smith Sterling Ruby 2008 als einen der interessantesten Künstler des 21. Jahrhunderts. Seine Bekanntheit wurde in den letzten Jahren auch durch die Kooperation mit dem Modedesigner Raf Simons wie beispielsweise für dessen Debüt-Kollektion bei Christian Dior (2012) über die Grenzen der bildenden Kunst hinaus ventiliert. Sterling Rubys Œuvre, das sich über viele Gattungen erstreckt, beinhaltet Keramiken, großformatige Spraypaintings, Skulpturen, Videos, textile Arbeiten, Installationen und neuerdings auch Mobiles. Das Werk, das sowohl durch kleine als auch große Formate sowie einerseits durch intime und weiche, und andererseits durch harte und schwere Materialien bestimmt ist, zieht zahlreiche kunsthistorische Referenzen, die Sterling Ruby als ästhetisches Vokabular verwendet und virtuos in eine gegenwärtige Formensprache integriert. So ist in seinen künstlerischen Experimenten der abstrakte Expressionismus genauso präsent wie die Tradition des Bauhauses. Trotz seines großen Interesses an Materialien und der immer wieder fast fetischhaften Anmutung seiner Kunstwerke, wie dem Glanz der Urethan-Skulpturen, betont Ruby die gesellschaftspolitische Ausrichtung seiner Arbeit. Stets versucht er seine künstlerische „Message“ in eine einfache, vereinzelt sogar primitivistische Kunstsprache zu verpacken, die auch Züge einer Kultur der “Straße” und Graffiti trägt.
Angela Stief: Du arbeitest schon seit langem mit Keramik, und dieses für die Gegenwartskunst doch eher ungewöhnliche Material spielt eine wichtige Rolle innerhalb Deines Werkes. Der amerikanische Künstler Peter Voulkos, der von 1924 bis 2002 lebte, und lange Zeit in Kalifornien unterrichtete, hat die Keramik in der bildenden Kunst salonfähig gemacht….