Friedemann Malsch
Stephen Prina
»Exquisite Corpse: The Complete Paintings of Manet«
Galerie Gisela Capitain, 17.2.-17.3.1990
In der BRD trat Stephen Prina erstmals im amerikanischen Teil der Ausstellung “Binationale” in Düsseldorf Ende 1988 auf. Er gehörte damals zu den echten Entdeckungen dieser ansonsten nicht sehr ergiebigen Schau. Waren dort Auszüge aus drei Werkgruppen des 1954 geborenen Künstlers, der in Los Angeles lebt und arbeitet, zu sehen, die einen Überblick über die Entwicklung seines Werks gestatteten, so werden seitdem in Europa fast ausschließlich Arbeiten des jüngsten Projekts gezeigt, das in Düsseldorf mit seinen ersten Anfängen vertreten war: der Rekonstruktion des malerischen Gesamtwerks von Edouard Manet. Die Ausstellung bei Gisela Capitain nun zeigte einen weiteren Ausschnitt, die Werke Nr. 81-88. Dabei besteht jede rekonstruierte Arbeit nicht aus einer Nachschöpfung des Bildes selbst, sondern lediglich in einer Quantifizierung seiner Bedingungen: Ein schwarzer Holzrahmen, der den Abmessungen des Originals von Manet entspricht, enthält eine “leere” Zeichnung auf Papier, das ebenfalls die Maße des Originals besitzt. Dieser Rekonstruktion wird jeweils eine Serigraphie zur Seite gestellt, die systematisch im verkleinerten Maßstab das Gesamtwerk Manets wiedergibt und auf der man das jeweilige rekonstruierte Bild im Rahmen des Gesamtwerks orten kann. Prina führt selbst weiter aus: “Ich mache Zeichnungen, die ein bestimmtes Charakteristikum benutzen, das allen Gemälden Manets gemeinsam ist – und als deren Begrenzung verwende ich deren Charakteristikum. Jede Zeichnung trägt zwei Daten und zwei Titel: Die beiden ersten beziehen sich jeweils auf Manets Projekt, die zweiten auf das meinige. Diese verschiedenen Kennzeichnungssysteme winden sich in die Geschichte hinein und wieder…