Johannes Meinhardt
Stephan Spicher
Galerie Hartl & Klier, 14.11.-23.12.1989
Stephan Spicher, geboren 1950, lebt teilweise in Basel, teilweise im Tessiner Hochgebirge, im Maggiatal, wo er auch seine Jugend verbracht hat. Die Verbundenheit mit dem übermächtigen und erdgeschichtlichen `Leben’ des Gebirges, mit den Auffaltungen und Schichtungen, den Verwitterungen, Auswaschungen, Abtragungen und Sedimentierungen, findet sich in seinen Arbeiten deutlich wieder. Das anorganische `Leben’ der Erdrinde, ihre geologische Geschichte, schafft selbst, in undurchdringlicher Komplexität, Oberfläche: die nackte Landschaft des Gesteins und des Gebirges.
Stephan Spichers Arbeiten schließen an seine frühen Erfahrungen mit Felswänden und Schutthalden, Wasserrinnen und Spalten an. Die drei Gruppen von Arbeiten zwischen 1986 und 1989, aus denen er Gemälde in der Ausstellung zeigt, machen Oberflächen sichtbar, die selbst durch `meteorologische’ Prozesse entstanden sind.
Stephan Spicher greift eine Reihe von Verfahrensweisen auf, die aus der langsamen Arbeit der meteorologischen Einwirkungen, der Verwitterungen und Abtragungen stammen, die sich in die Oberfläche der Erde eingraben, Spuren hinterlassen und die Fläche differenzieren. Seine `Aschenwände’ entstehen durch das nasse oder sogar aufgeschwemmte Aufbringen von Asche, die sich im Trockenen sedimentiert, in immer neuen Einsätzen: Die schlammigen Gemische fließen, stocken, überlagern einander, schichten sich aufeinander; teilweise jedoch reißen oder brechen sie beim Trocknen, bröseln wieder ab, oder werden neu aufgeweicht und weggeschwemmt oder weggewischt. Die makrogeologische Arbeit des Wetters an der Landschaft wird von ihm mikrogeologisch im Gemälde verwirklicht: genauso unbeherrschbar, genauso unkontrollierbare Ergebnisse schaffend. Die unterschiedlichen Grau- und Schwarzwerte verschiedener Aschen und ihr unterschiedliches Korn ergeben eine sehr enge Verschmelzung von taktiler Textur und Visualität; die weißlichen Auswaschungen der…