Annelie Pohlen
Stephan Runge
Städtisches Kunstmuseum Bonn, 27.3. – 28.4.1985
Museum für Hedendaagse Kunst, Gent, Mai 1985
“Zerbrechliche Botschaften”, wie es Alfred Fischer im preziös gestalteten Katalog nennt, tauchen in der gegenwärtig reichlich robusten Kunstszenerie immer wieder auf. Auf der letztjährigen Biennale zu Venedig behauptete sich Stephan Runge in ‘aperto’ als einer der auserkorenen Hoffnungsträger der eben offenen Zukunft. Für Trends jedenfalls ist der seit langem bekannte Einzelgänger schwerlich ‘nutzbar’ zu machen. So kann es kaum wundern, daß er im Städtischen Kunstmuseum zu Bonn und anschließend im Center Museum für Hedendaagse Kunst an die Öffentlichkeit trat. Beide Institute stehen für eine bemerkenswerte Tradition individueller Kunstvermittlung. Die je anderen Räumlichkeiten, ja das je besondere ‘Lokal-Kolorit’ mußten den Künstler wohl zu je anderer Darstellung seiner Werke, vor allem zu einer nur auf den jeweiligen Ort bezogenen Installation bewegen. Die geriet ihm vor allem in dem leidlich als Provisorium geschmähten Bonner Museum – einst Ort der städtischen Verwaltung – zu einem für Runge ungewöhnlich spröden und provokanten Beitrag, der gerade ob seiner Reduktion auf nachgerade minimalistische Bau-Steine, – schwarz-weiß-rotes Taft-Tuch auf dem Boden ausgebreitet und mit kleinen Bleikuben am Rand beschwert, flankiert von zwei Röntgen-Geräten – den Raum mit einer Vielfalt spekulativer Energien anreicherte. Politische oder existentielle Durchleuchtung, Blindheit oder Transparenz, Identität oder Ironie – alles in der Schwebe, Spuren und Indizien, Notationen, mehr nicht.
Runges Werk ist erfüllt von Notationen, die ein Gespür für die Immaterialität dessen aufweisen, was wir gerne Wirklichkeit nennen würden, wenn sich nicht alles gegen deren Behauptung sträubte. In dem für…