Ralf Christofori
Stephan Jung
»Host«
Galerie der Stadt Backnang, 23.09. – 13.11.2005
Die föderalistische Kulturhoheit der Bundesländer führt nicht selten dazu, dass man gerade jenseits der Kunstkapitalen auf die eigentlichen Überraschungsmomente stößt. Stephan Jungs Ausstellung in der Galerie der Stadt Backnang ist so ein Fall. Backnang ist alles andere als der Nabel der Welt, aber vieles scheint dafür zu sprechen, dass diese Ausstellung zur rechten Zeit am rechten Ort passiert: abseits der Wahlheimat des Berliner Malers, wo gerade mal eine ganz andere Malerei angesagt ist; und zu einem Zeitpunkt, an dem Stephan Jungs aktuelle Malerei sich der Unverwechselbarkeit seines bisherigen Schaffens scheinbar komplett entledigt. So jedenfalls sehen Überraschungsmomente aus.
Die Schau beginnt im Erdgeschoss des historischen Turmschulhauses mit der Arbeit “Polygon SPACE 2” (2004), einer großformatigen Leinwand, die durch das Motiv eines monströsen und streng geometrischen Seeigels fast gesprengt wird. Gegenüber hängt eines von Stephan Jungs Rasterbildern (“Polygone HER”, 2004), in denen der Künstler die Welt der Dinge auf eine modulierte Flächenstruktur aus Quadraten reduziert. Der Abstraktionsgrad dieser Polygone, die Jung seit Ende der neunziger Jahre malerisch perfektionierte, hat ihren Ursprung in den archaischen Mustern medialer Darstellungsformen: in makroskopischen Pixeln, die jeglichen Informationswert zugunsten von Form, Farbe und Ordnung aufgegeben haben.
Dieses Changieren zwischen virtuellen Formen und malerischer Oberfläche findet in den jüngsten Arbeiten Stephan Jungs eine ebenso konsequente wie ungeahnte Fortsetzung. Im Grunde hält er an dieser Konstellation fest, um sie gleichzeitig von innen nach außen zu stülpen – wie eine Art Mantel, den man jahrelang getragen hat, um schließlich festzustellen, dass das…