Stephan Huber
Regionalismus!
Ein Gespräch von Heinz Schütz
Wenn von globalisierter Kunst die Rede ist, wird auf die vom Kunstmarkt und von kuratierten Ausstellungsprogrammen vorangetriebene globale Kunstzirkulation verwiesen. Der Anspruch der Kunst, international zu sein, widerspricht ihrer Vereinnahmung als kulturellem Nationalkitt und nationalspezifischem Ausdruck. Universelle Kunst besteht auf einem Gültigkeitsanspruch jenseits aller Grenzen, wobei der gegenwärtige, identitätspolitische Diskurs die kollektive Identität der Sprechenden über das Gesagte stellt und Universalismen bezweifelt. Bei Stephan Huber nun wird das mit seiner Biografie verbundene Regionalistische – fern von Brauchtumspflege und nationaler Bekenntnisse – zum wiederkehrenden Ausgangspunkt seiner Kunst. Ausgehend von seinen ortsspezifischen Erfahrungen betreibt er die radikale Subjektivierung. Er stößt dabei – bestehende Ordnungsund Vorstellungssysteme irritierend – ins Transsubjektive vor und verwandelt dabei etwa bestehende Landkarten in neu kartografierte Regionen.
Lenins Schreibtisch
HS „Global“, „international“, „universell“ sind Begriffe, die mit der Kunst der Moderne verbunden und im postmodernen Diskurs – und heute erneut – kritisch hinterfragt werden. In Deiner Kunst spielt das Regionale eine bedeutende Rolle?
SH Der regionale Aspekt, der für mich untrennbar mit dem Biografischen verknüpft ist, durchzieht meine Arbeit von Anfang an bis heute. Die Entstehung meiner frühen Readymades, Arbeiten im Reichtum etwa, hat auch etwas zu tun mit den Jugenderinnerungen an die im Niedergang befindliche Firma meines Vaters. Ich habe hier das Desaster untergehender Arbeitsverhältnisse miterlebt, eine Erfahrung, die mich dann politisiert hat. Als ich 1995 mein Atelier von der Stadt aufs Land ins Allgäu verlegte und mich den Bergskulpturen zuwandte, hing das wiederum eng mit der von den Alpen geprägten Umgebung…