CORNELIA GOCKEL
Stephan Huber
»8,5 Zi.-Whg. f. Künstler, 49 J.«
Städtische Galerie im Lenbachaus, München, 2.2. – 7.4.2002
Mit dir wird es schlimm enden. Du bringst uns noch ins Grab”, wispert eine Frauenstimme. Etwas verloren stehen wir unter einem überdimensionalen Herrnhut, während sich ihre Wortkaskaden aus einem Lautsprecher über uns ergießen: “Du brauchst unsere Hilfe. Du wirst unsere Hoffnung erfüllen. Du erhälst unseren Schutz. Es gibt keine Stelle, wohin du deinen Fuß setzen kannst.” “Ich-Kuppel” hat Stephan Huber seine autobiografisch angelegte Arbeit genannt, die uns selbst wieder in die Kindheit zurückwirft. Hüte sind ein häufig wiederkehrendes Motiv in seiner Arbeit, denn die Eltern des 1952 im Allgäu geborenen Künstlers hatten eine Hutfabrik. Gut behütet, aber gleichzeitig gefangen fühlen wir uns auch unter dem dunklen Filzhut, denn die Worte erinnern an die gut gemeinten Ermahnungen einer Mutter, die ein Kind jedoch enorm unter Druck setzen können. Seine neue Ausstellung “8,5 Zi-Whg. f. Künstler, 49 J.” im Lenbachhaus ist quasi eine Retrospektive auf sein Werk, das er im großbürgerlichen Ambiente der Villa des Künstlerfürsten Franz von Lenbach stimmungsvoll in Szene setzen konnte. Flügeltüren, Stuckdecken und dunkles Eichenparkett suggerieren Wohlstand und einen gehobenen Lebensstil. Doch diese geordnete Welt erweist sich bei Huber als doppelbödig, denn hinter den Türen eröffnen sich Abgründe, ganze Räume stehen Kopf und kristallene Kronenleuchter geraten bedrohlich ins Wanken.
Türen spielen eine wichtige Rolle im Werk von Stephan Huber. Sie markieren nicht nur die Schwelle von Innen nach Außen, sondern auch die Ambivalenz von Sicherheit und Bedrohung. Wie Alice im Wunderland fühlt sich…