Rainald Schumacher
Stephan Balkenhol
Galerie Barbara Gladstone, New York, 19.4. – 31.5.1997
In den neuen, sehr großzügigen Räumen der Galerie Barbara Gladstone in Chelsea erzählt Stephan Balkenhol mit seinen Skulpturen verschiedene Geschichten, die in ihrem Charme und ihrer Wärme einen starken Kontrast zu den minimalistischen White Cubes der Galerie bilden.
Betritt man die Galerie, begegnet man zunächst einem Mann, der mit freiem Oberkörper, barfuß, bloß mit eine Hose bekleidet auf einer dunkelroten Bank entspannt dasitzt. Das eine Bein hat er über das andere geschlagen, und in seiner ausgeruhten Haltung bremst er den rasanten Rhythmus des Alltags in New York ab. Er scheint in einer eher beiläufigen Betrachtung der vier bemalten Holzreliefs zu sein, die an der gegenüberliegenden Wand hängen. Im angrenzenden großen Ausstellungssaal treten uns drei männliche Figuren gegenüber, die hintereinander auf einer massiven, aufgebockten Holzplatte statuarisch dastehen. Sie wirken wie die Spielfiguren aus einer Armee, die man als Kind geführt haben mag. So wie wir selbst groß geworden sind, so haben auch diese Figuren an Größe zugenommen und wirken selbst in ihrer Ruhe und Unbeweglichkeit mächtig und beeindruckend. Im Durchgang steht ein Affe, der den Gang auf zwei Beinen beherrscht, haarig und geschlechtlich. Ihm gegenüber steht eine junge Frau mit Hemd und Hose bekleidet, die dem Affen wohl durchaus Paroli bieten kann. Zwei Vögel, die sich gegenüber stehen, spannen einen Bogen zu den Balzspielen in der Natur. Im kleinen Studioraum beugt sich ein Mann weit vornüber, so als ob er uns eine “Leck-mich-am-Arsch”-Pose präsentieren wollte oder einfach mal rückwärts durch seine Beine…