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Ausstellungen: Bremen · von Ralf Beil · S. 388 - 388
Ausstellungen: Bremen , 1998

Ralf Beil
Stephan Balkenhol

“Skulpturen”
Kunsthalle im Haus der Jugend, Wuppertal-Barmen, 17.5. – 28.6.1998

Gerhard Marcks-Haus Bremen, 5.7. – 6.9.1998
Museum Kurhaus Kleve, 20.9. – 29.11.1998

Wie schafft es ausgerechnet ein Holzbildhauer, noch dazu ein figurativer, der ägyptische Sepulkralskulptur ebenso schätzt wie Carpeaux, neben Kiki Smith, Matthew Barney und Cindy Sherman zu Ausstellungen wie “Post-Human” eingeladen zu werden? Wie gelingt es darüber hinaus, mit so abstrusen Skulpturthemen wie siebenundfünfzig Pinguinen oder Männern mit weißem Hemd und schwarzer Hose zu reüssieren?

Der deutsche Künstler Stephan Balkenhol (*1957) hat es erreicht mit geradezu stoischer Konsequenz und vielen schnellen Hieben in Wawa-, Pappel-, und Buchenholz. Seine fast immer farbig gefaßten Figuren verbinden – egal ob in monumentaler Überlebensgröße oder hoch aufgesockeltem Minimalmaß – das Auratische mit dem Alltäglichen, die Autonomie der Skulptur mit der Exponiertheit menschlicher Existenz. Beispielhaft dafür: Der “Große klassische Mann” im Eingangsraum der Wuppertaler Ausstellung, eine Paraphrase auf Michelangelos Louvre-“Sklaven” – mit brauner Hose, weißem Hemd und nachdenklich-abwesendem Blick.

Wie bei seinem weiblichen Pendant, der Maillol nahestehenden “Großen Frau mit grüner Hose” gelingt es Balkenhol, das übermächtige Erbe der skulpturalen Tradition umzuwandeln in eine neue, gänzlich unprätentiöse Privatheit der Gesten. Jenseits des Kunstzitats evozieren seine stämmigen Gestalten Menschen in geradezu seltsamer Ruhe – ein paar Tage nach einem Selbstmordversuch oder kurz nach dem Mittagsschlaf, jedenfalls noch immer benommen, noch einen Schritt von der Realität entfernt, über oder neben ihr. Es ist kein Zufall, daß einige von Balkenhols Figuren im öffentlichen Raum – der Mann auf einem Münsteraner Kaminsims oder der auf einer Boje mitten in…




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