Rainer Unruh
Stephan Balkenhol
Deichtorhallen, Hamburg, 14.11.2008 – 1.2.2009
Balkenhol in Hamburg – das ist ein Heimspiel. Hier studierte der Künstler von 1976 bis 1982 bei Ulrich Rückriem, hier hatte er viele Jahre sein Atelier und hier stehen, als Kunst im öffentlichen Raum, einige seiner bekanntesten Werke, darunter die Bojenmänner auf Elbe und Außenalster und sein sich an einer Giraffe festklammernder Mann vor Hagenbecks Tierpark. Jetzt bekommen die Skulpturen Gesellschaft. Die Ausstellung in der großen Deichtorhalle zeigt mit rund 100 Arbeiten auf 3000 Quadratmetern das ganze Spektrum dessen, was der Künstler seit 1982 aus dem Holz geschlagen, aber auch, was er gezeichnet und fotografiert hat.
Im Zusammenhang mit Balkenhol wird oft betont, dass er die menschliche Figur als Thema der Bildhauerei rehabilitiert habe. Sein eigentlicher Coup aber ist die Überwindung der Nacktheit. Erst als er um 1984 herum beginnt, seinen mit Klöpfel und Stechbeitel aus dem Holz gehauen Männern einen Anzug aus Farbe zu verpassen, oft in der Kombination schwarze Hose und weißes Hemd, schütteln sie die Last der Kunstgeschichte ab und repräsentieren nicht länger das Menschliche schlechthin, sondern tauchen in die Anonymität ab, werden so neutral und unspektakulär wie der Betrachter selbst, Menschen ohne Eigenschaften, die man sieht und vergisst. Ihr Blick ist in die Ferne gerichtet, die Arme sind mal vor der Brust verschränkt, mal hängen sie locker herab. Man kann die Haltung klassifizieren und analysieren und in der bildhauerischen Tradition allerlei Anknüpfungspunkte finden, von altägyptischen Plastiken bis zu Michelangelo, aber vielleicht tut man besser daran, wie es Klaus Theweleit…