Heinz Schütz
steirischer herbst
»Meister, Trickster, Bricoleure«
Verschiedene Grazer Institutionen, 29.9. – 17.10.2010
Franz West: „Autotheater, Köln – Neapel – Graz“
Kunsthaus Graz, 29.9. 2010 – 9.1.2011
Der diesjährige steirische herbst steht unter dem Motto „Meister, Trickster, Bricoleure“ und ist dem Virtuosentum gewidmet. Angesichts der Tatsache, das in den avantgardistischen Diskursen immer wieder ein grundlegendes, bis heute bestehendes Misstrauen gegen das Virtuose in der Kunst artikuliert wird, kann die Evokation des Virtuosen, das immer auch Handwerklichkeit, Könnerschaft und technische Brillanz bedeutet, auf den ersten Blick wie ein Rückschritt ins Traditionelle erscheinen. Hinzu kommt: Unter dem Begriff des Virtuosen lässt sich alles Mögliche mehr oder weniger beliebig subsumieren, dementsprechend wird eine Fragestellung ins Spiel gebracht, der die einzelnen Veranstaltungen keineswegs immer stringent entsprechen. Wenn etwa das Kunst-im-öffentlichen-Raum-Projekt „Utopie und Monument II“ – der erste Teil fand ein Jahr zuvor statt – den Untertitel „Über die Virtuosität des Öffentlichen“ trägt, dann scheint hier die Reminiszenz an das vorgegebene Motto stärker als dessen Thematisierung. Und doch, sobald der Begriff eingeführt ist und den Blick leitet, lässt sich etwa allgemein fragen, ob der Avantgardismus im gegenwärtigen Stadium seiner postpostavantgardistischen Wiederholung und Anwendung nicht längst mit seinen Strategien der Unterwanderung und Überschreitung eine Art antivirtuoses Virtuosentum hervorbrachte. Und es lässt sich etwa auch fragen, was es bedeutet, virtuos mit Öffentlichkeit umzugehen, respektive sie virtuos überhaupt erst herzustellen.
Der steirische herbst wäre keine österreichische Veranstaltung, wenn er nicht auch zur Ironie fähig wäre. Das bedeutet, das Virtuose verharrt hier nicht im Affirmativen, sondern wird nun auch als ein Mittel der…