Berlin
Stefanie Heinze
Dimensions of the Fool
Capitain Petzel 05.11.– 23.12.2022
von Jens Asthoff
Die Bilder bahnen sich ihren Weg durchs filigrane Geflecht der Zeichnung: Auf kleinem und kleinstem Format entwickelt Stefanie Heinze (*1987, Berlin) mit feinem, suchenden Strich eine absichtsvoll vage, überraschenderweise dann auch prall burleske Figuration, in der sich Cartoon- und Tiergestalten, menschliche Körperteile, Obst und Gemüse, Alltagsobjekte und allerlei Unvorhersehbares begegnen. Die Blätter sind die motivische Basis ihrer zumeist großformatigen Malerei, und beides ist derzeit in „Dimensions of the Fool“ zu sehen, Heinzes zweiter Einzelschau bei Capitain Petzel. Für ihre Präsentation verzichtet die Künstlerin auf Zwischenwände: Große Gemälde hängen an Seilen von der Decke, strukturieren so ihrerseits Raum, erweitern ihn buchstäblich zum Bildraum, dazwischen sind collagierte Zeichnungen platziert, auf Sockeln und frei einsehbar in doppelseitigen Glasrahmen.
Zeichnen ist für Heinze Kern- und Basismedium zur Entwicklung ihrer Bildideen, die sie anschließend in Malerei übersetzt. So ist Formerfindung hier ein Transformationsprozess über mehrere Medien hinweg, von Zeichnung über Collage zur Malerei. Die quasi handschriftlich entwickelten Settings, fast alle auf liniertem Papier mit Tusche, Bleistift, teils auch Kugelschreiber ausgeführt, erscheinen wie assoziative Notate, offen genug, um Lektüre in der Schwebe zu halten. Beim Zeichnen geht sie wie tastend ins Offene, sucht den „direkten ‚verwundbaren‘ Strich“, bezieht auch Fehler ein, Verzeichnungen etwa, um Neues herauszukitzeln: „Newsens“, wie Heinze es nennt, wo andere von „Nonsens“ sprechen.
Vielfach bearbeitet sie Zeichnungen im Collageverfahren weiter, schneidet, trennt und ordnet neu, rekomponiert teils kleinteilig, fügt Blicklücken und -brücken ein, kombiniert verschiedene Papiere und Stifte. „Durch Verdecken und Zusammenstückeln neuer Bedeutungen“…