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Titel: Zwischenbilanz II - Neue Deutsche Malerei · S. 190 - 197
Titel: Zwischenbilanz II - Neue Deutsche Malerei , 1983

Stefan Szczesny

Ein properes Mädchen mit vollen, festen, birnenförmigen Brüsten, wohlgerundetem Hinterteil und schönen, schlanken Beinen bewegt sich in tänzerischer Drehung vor einer vielfarbigen Skulptur, deren einzelne Bestandteile man unschwer in die fünfziger Jahre des Jahrhunderts datieren könnte: ein bißchen Arp, ein bißchen Moore, ein bißchen Fontana, ein bißchen von etwas und allem anderem. Längst haben wir uns angewöhnt, statt vom Werk eines bestimmten Künstlers zu sprechen, so zu tun, als verkörpere er sich in jedem seiner Werke selber und höchstpersönlich. Was verstört angesichts der Plastik und die erste, flüchtige Datierung fragwürdig macht, ist das künstlerische Prinzip, dem die Bildhauerarbeit gehorcht. Zwar verweisen die verschiedenen Bestandteile auf einen bestimmten Abschnitt zeitgenössischer Kunstentwicklung, doch ihre Verquickung, die eklektische Kombination des Heterogenen, und mehr noch die Haltung, die solches zur Voraussetzung hat, legen es nahe, einen späteren Zeitpunkt für die Herstellung anzunehmen. Der Haltung, welcher sich die eigentümliche Verbindung der unterschiedlichen skulpturalen Elemente verdankt, kommt man auf die Spur, wenn man sich der simplen Tatsache vergegenwärtigt, daß die Skulptur keine Skulptur, sondern eine gemalte Skulptur ist, ebenso wenig wie das nackte Mädchen ein Mädchen, sondern – in der Begriffsbildung der Kunstwissenschaft – ein Akt ist. Der Titel des Gemäldes lautet – dem Gezeigten scheinbar entsprechend: “Akt mit moderner Skulptur”. Der Urheber des Bildes ist Stefan Szczesny. Warum so viel Aufhebens um ein einziges Gemälde? Gibt es doch im Ouvre gerade dieses Künstlers eine ganze Reihe von Bildern, die sich ähnlich beschreiben ließen. Wiewohl dies in gewissem Sinne zutrifft, können wir das Gemälde aus…

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