Heinz-Norbert Jocks
Stefan Stößel
Mitten in der Unzugehörigkeit
Wie erlebtest du, 1970 geboren, deine Kindheit in der DDR?
So glücklich wie unspektakulär. Mich hat weder etwas bedrückt noch deprimiert. In ganz jungen Jahren empfindet man es wohl sowieso nicht so.
Wie erfuhrst du vom Mauerfall?
S.S: Damals gerade in Eisenach, erfuhr ich es aus den Medien. Zwar gab es auch dort diverse Aktivitäten und öffentliche Demonstrationen. Ich habe das alles aber eher mit der Distanz eines Beobachters wahrgenommen.
Was ist für dich anders geworden?
Für alle hat sich sehr viel verändert. Man kann es gar nicht werten. Ich befinde mich – und da werde ich nicht der Einzige sein- in dem seltsamen Zustand der Unzugehörigkeit. Weder kann ich mich mit dem Alten noch mit dem Neuen identifizieren. Dieses Gefühl des Dazwischenseins ist geblieben. Nun war ich nicht der große DDR-Oppositionelle, dafür bin ich vielleicht zu jung. Je mehr ich reflektierte, um so mehr verstärkten sich jedoch meine Zweifel und Frustrationen. Mir behagte die überall klaffende Diskrepanz zwischen Anspruch und Realität so wenig wie die tief sitzende Verlogenheit.
Warum kannst du dich mit dem neuen System nicht identifizieren?
Das hat viele Gründe. Auch weil ich hier nicht aufgewachsen bin. Es ist eine absurde Situation, dass man über Jahrzehnte in einem Staat lebt, der über Nacht nicht mehr existiert. Man gerät blitzschnell in ein neues System, dessen Strukturen man nicht von innen heraus kennt.
Ist das ein Grund, warum du es vorgezogen hast, in den neuen Bundesländern zu bleiben?
Ich mag durchaus den morbiden Charme, der mehr und mehr verschwindet.
Fühlst du dich in…