Johannes Meinhardt
Stefan Schessl. S.V.P
»Anti-ikonische Schweißtücher.«
Nusser & Baumgart Contemporary, München, 2.3.2007 – 12.4.2007
In dieser dritten Einzelausstellung, die Stefan Schessl (geboren 1967) bei Nusser & Baumgart Contemporary zeigt, lässt sich eine paradoxe Souveränität der Vieldeutigkeit finden, eine spielerische Beherrschung der Differentialität und Nichtidentität – oder, um präziser zu sein: eher eine Herrschaft der Nichtidentität als eine Herrschaft über die Nichtidentität. Schon seit Beginn seiner Arbeit an der Malerei war es Stefan Schessls primäres Interesse gewesen, die Malerei an jene Ränder zu treiben, an denen die Identität des Sichtbaren bzw. im Gemälde Gesehenen zerfällt; die Malerei zu einem Mittel zu machen, zum einen die Sichtbarkeitsmöglichkeiten und -effekte der Malerei zu untersuchen, zum anderen die Möglichkeiten und Ordnungen der Sichtbarkeit überhaupt, jenseits der Malerei. Sein Ziel war deswegen von Anfang an gewesen, die vielfachen, aber eindeutigen und klar unterschiedenen Lektüren oder Wahrnehmungsordnungen, welche die Malerei in der Moderne und vor allem seit den sechziger Jahren ausgebildet hat – ausgehend etwa von Robert Ryman und Cy Twombly -, zu unterlaufen, zu destruieren, aber gleichzeitig dadurch sichtbar zu machen; sie in das die Wahrnehmung prüfende und reflektierende Bewusstsein zu heben.
Ein entscheidender Schritt auf diesem Weg (“Methodos”) war von Anfang an der Versuch, die Intentionalität der Malerei zu reduzieren und zu destruieren: denn die Intentionalität der Arbeitsweise bindet das Gemalte immer schon zurück an das Intendierte, an eine bestimmte Bedeutung und Bedeutungsausrichtung. Destruktion der Intentionalität aber ist nicht ausreichend; insofern sie beispielsweise nur geregelten Zufall ins Spiel bringt (wie das Künstler des Dada und Marcel…