Stefan Rinck
Monumental niedlich
Ein Gespräch von Annekathrin Kohout
Das Werk des Bildhauers Stefan Rinck, geboren 1973 in Homburg / Saar, besteht aus Figuren, die bevorzugt mit Oxymora beschrieben werden: als schaurig-liebenswert, köstlich-diabolisch oder massiv-sanft. Avantgardistische Formen treffen auf populär-folkloristische, religiöse Bildsprachen auf profane. Inspiriert von gotischen Wasserspeiern, romanischen Bestiensäulen, Gespenstern oder Charakteren aus der Popkultur, kennzeichnet die Steinskulpturen von Rinck eine besondere Spielart des Niedlichen, die auf Widersprüchlichkeit und Spannung abzielt. Seine Figuren sind stets Kippfiguren, denen man ebenso ambivalent begegnet: ehrfürchtig und unbefangen zugleich.
Annekathrin Kohout: Stefan, ich bin neugierig: Wenn dir jemand sagt, dass deine Arbeiten niedlich sind – ist das für dich ein Lob oder eine Beleidigung?
Stefan Rinck: Ich habe mal zu einem Freund gesagt, dass ich seine Sachen niedlich finde – also ich benutze es selbst als positiven Ausdruck –, doch er fand das gar nicht gut. Ich kann das auch verstehen, denn es gibt natürlich auch eine Überdosis an Niedlichkeit. Wenn etwas einfach nur total putzig ist, dann ist es meistens nicht interessant. Es muss immer noch etwas anderes geben. Ansonsten würde ich sagen, dass es okay ist, wenn du meine Arbeiten niedlich nennst. Auch wenn das Niedliche bei mir eher ein ungewollter Effekt ist.
Wieso ein ungewollter Effekt?
Der Ausgangspunkt meiner bildhauerischen Arbeit war die französische Romanik, in der es die Bedeutungsperspektive gab. Was mehr bedeutet hat, wurde größer dargestellt – nicht wie in der Renaissance, wo alles anatomisch sein sollte. Deshalb kam es häufig vor, dass auch die Köpfe von Figuren teilweise…