Reinhard Ermen
Stefan Gritsch: Farb-Körper
Joseph Marioni: Farb-Bilder
Galerie Monika Reitz, Frankfurt, 16.4. – 5.6.1999
In der Galerie von Monika Reitz besteht ein herausgehobenes Interesse an Fotografie und an neuerer, um nicht zu sagen: konzeptioneller Farbmalerei. Letzteres akkumulierte sich im letzten Jahr in zwei Übersichtsausstellungen Farbe 1 (Pia Fries, Stefan Gritsch, Katharina Grosse, Renée Levi, Dieter Villinger, Markus Weggenmann) und 2 (Stephan Baumkötter, Marian Breedveld, Rudolf de Crignis, Bernhard Härtter, Joseph Marioni, John McCracken). Die Farb-Körper von Stefan Gritsch und die Farb-Bilder von Joseph Marioni will die Galeristin weniger als Fortsetzung, sondern eher als Verdichtung des vorangegangenen Farbdiskurses verstanden wissen, schließlich waren beide Künstler schon in der Übersicht dabei.
Was den Zugriff auf die Autonomie der Farbe angeht, so bilden die beiden Positionen einen geradezu idealtypischen Kontrast. Der jüngere, Stefan Gritsch (*1951 Bern), überläßt die Farbe anscheinend sich selbst, das heißt, auf den traditionellen Träger der Tafel verzichtet er, sogar die Wand ist im eigentlichen Sinne nicht mehr erforderlich. Er schichtet sein Material in präzisen Blöcken oder backt sie zu Körpern zusammen. Genauigkeit und Zufall sind die Pole, zwischen denen sich seine Arbeit bewegt. Anarchische Farbklänge, Abenteuermischungen (mit einer deutlichen Vorliebe für Rot-Gelb-Blau) und ‘Fundstücke’, die auf den Böden vergessener Farbeimer entdeckt wurden, gibt es bei ihm genauso wie exakt aufgebaute Farbsummen, denen Pinsel oder Spachtel einen malerischen Stempel aufgeprägt haben. Der ältere, Joseph Marioni (*1943 Cincinnati), mag für seine Malerei von der Tafel nicht lassen; sie ist ihm die unverzichtbare Bühne bzw. ein bis ins letzte austarierter Träger, der sich den frei fließenden Farbmassen…