HANS-DIETER FRONZ
Stefan Ettlinger – Malerei
Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, 29.11.2003 – 25.1.2004
Sinn und Bedeutung haben in Stefan Ettlingers Malerei von jeher schlechte Karten. Tunlichst gehen die Bilder des Mittvierzigers diskursiv benennbaren Sinngehalten aus dem Weg, und zwar nicht nur dort, wo sie Motive ganz unterschiedlicher Herkunft anscheinend willkürlich kombinieren: Früher entschied das Los über die Zusammensetzung der Kombinationen. Vorlagen für seine Arbeiten waren und sind Zeitungs- und Illustriertenfotos, Postkartenmotive und Standbilder von Fernsehsendungen; heute zudem alte Fotoalben von Flohmärkten oder Bücher über Industrieanlagen und Freizeitarchitektur. Immer aber ist das oberste Prinzip dieser Malerei die lupenreine Elimination von Sinn, Bedeutung, Narration. Motive, die aussehen, als transportierten sie eine inhaltliche Absicht, werden aussortiert.
Die Erinnerung an einen Toskana-Aufenthalt vor fünfzehn Jahren, die Ettlinger in einem Interview einfließen ließ, beschreibt wo nicht die Urszene seiner Bildkunst so ein massenmediales Pendant seiner malerischen Technik. 1989 zappte sich der Künstler in Florenz durch italienische Fernsehprogramme, ohne Italienisch zu verstehen, und notierte nur einfach das, was er sah. Wie sich beim Zappen Bilder beziehungslos und zufällig zeitlich aneinander reihen, so räumlich in Ettlingers Malerei. Wichtig ist das Fernsehen für ihn schon als unerschöpfliche Bildquelle. “Fernsehen ist wie ein Wasserhahn, dreht man ihn auf, kommen Bilder heraus”, erklärte er in dem Interview.
Ettlingers Bilder der letzten Jahre, wie sie die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden präsentierte (die Ausstellung war im Herbst 2002 auch schon im Krefelder Museum Haus Esters zu sehen), sind so nicht nur als Reflex auf unsere medialisierte Wirklichkeit zu verstehen; sie reagieren gleichermaßen auf verbreitete Formen des konsumtiven Umgangs…